- 2.3 Millionen Migros-Genossenschafterinnen und -Genossenschafter können in diesen Tagen über den Alkohol-Verkauf bei der Migros abstimmen.
- Mit der Sucht Schweiz ist eine wichtige Lobbygruppe in die Abstimmung eingestiegen.
- Auch ehemalige Migros-Kader machen Wahlkampf. Dabei gehe es nicht nur um den Alkohol, sondern auch um Tradition, so die Gegnerinnen und Gegner.
Wenn die Migros über den Alkoholverkauf entscheidet, ist das kein gewöhnlicher Unternehmensentscheid. Es ist vielmehr ein Entscheid, der breite gesellschaftliche Kreise interessiert. Das zeigt sich gerade mehr den je.
Viele Menschen haben die Migros gern, weil sie keinen Alkohol verkauft.
So macht «Sucht Schweiz» als Fachverband für Alkohol- und Drogenprobleme eine richtige Social Media-Kampagne gegen den Alkoholverkauf in der Migros, wie Mediensprecher Markus Meury erklärt: «Viele Menschen haben die Migros gern, gerade weil sie so ist, wie sie jetzt ist und keinen Alkohol verkauft. Deshalb möchten wir, dass sie so bleibt.»
Dies wäre laut «Sucht Schweiz» gerade für Menschen mit Alkoholproblemen wichtig. Denn in der Migros könnten sie einkaufen, ohne ständig in Versuchung zu geraten.
Auch die «Gruppe für die M-Werte» engagiert sich gegen den Alkoholverkauf. Die Organisation wurde von ehemaligen Migros-Kaderleuten ins Leben gerufen, darunter der frühere Migros-Direktor Herbert Bolliger und der frühere Migros-Cheflobbyist Martin Schläpfer.
Ohne Not sollte man nicht auf ein Alleinstellungsmerkmal verzichten.
Es gehe hier auch um die Identität der Migros, sagt Schläpfer. «Wir sind heute nicht nur im Wettbewerb zwischen Produkten und Dienstleistungen. Es geht auch immer mehr um Werte. Man sollte heute also ohne Not nicht auf ein Alleinstellungsmerkmal verzichten.»
Momentan seien jene in der Öffentlichkeit weniger wahrnehmbar, die den Alkoholverkauf zulassen wollen.
Geschäftliche Chance
Allerdings haben sich bereits verschiedene Gremien für den Alkoholverkauf ausgesprochen. Sie halten das Verkaufsverbot für nicht mehr zeitgemäss und sehen es als geschäftliche Chance.
Dass sich jetzt aber vor allem die Kritikerinnen und Kritiker Gehör verschaffen, darauf reagiert Migros-Sprecher Marcel Schlatter betont gelassen. «Die lebhafte Diskussion ist ganz im Sinne von Gottlieb Duttweilers geschaffener Demokratie in der Migros.»
Die mehr als zwei Millionen Migros-Genossenschafterinnen und -Genossenschafter können bis zum 4. Juni 2022 ihre Stimme abgeben. Bis dahin wird es noch eine Diskussion über das Für und Wider des Alkoholverkaufs geben. Bei Zustimmung werde ab 2023 Alkohol bei der Schweizer Detailhändlerin verkauft.