Ein grosser Bauernhof in der Zentralschweiz. Er ist von grünen Wiesen und Landwirtschaftsland umgeben. Hier leben rund 100 Mutterschweine und 500 Mastschweine. Ein paar von ihnen tummeln sich in der Sonne und wühlen mit ihren rosaroten Rüsseln im frischen Stroh. Ihre gedrehten Schwänzchen wippen fröhlich bei jedem Schritt.
Seine Schweine hätten Auslauf im Grünen, weil sich sein Hof ans Terrasuisse-Label halte, sagt Meinrad Pfister. Der Schweinehalter ist Präsident der Schweizer Schweinezüchter. «Die Schweine können raus, wann immer sie wollen», erklärt er. So sollen sie genügend frische Luft erhalten und auch mal Sonne oder Regen erleben.
Mehr Aufwand für den Bauern
Das Label gibt auch vor, dass es Streu auf dem Stallboden haben muss, die Schweine also nicht direkt auf dem harten Boden liegen müssen. Das bedeutet andererseits auch haufenweise Mehraufwand beim Ausmisten, wie Pfister erklärt.
Deshalb sei das Label finanziell nicht interessant – obschon der Erlös für die Label-Schweine etwas höher ist als für konventionell gehaltene. Aber wenn es den Tieren gut gehe, dann sei das auch für den Züchter eine Freude, so der Bauer.
Gerne würden mehr Produzenten nach den Label-Vorgaben produzieren, sagt der Schweineverbandspräsident. «Die Produzenten stehen Schlange.» Deshalb sei es ärgerlich, dass nicht mehr Schweinezüchter mitmachen könnten. Der Grund: Die Konsumenten sind wenig an Label-Schweinefleisch interessiert – und damit auch nicht die Detailhändler.
Meist wird bloss nach Tierschutzgesetz produziert
Tatsache ist, dass die Zahl der Höfe, die sich bei der Schweinezucht an ein Label halten, in den letzten Jahren gesunken ist. Der Trend geht zurück in Richtung konventionelle Haltung. Das bedeutet, dass das Tierschutzgesetz als Minimalstandard gilt. Dieses schreibt für die Tiere aber keinen Auslauf vor, auch keine frische Luft oder Streu auf dem Boden.
Züchter Pfister ist überzeugt, dass das schlechte Image des Schweinefleischs der Hauptgrund für die schleppende Nachfrage nach Fleisch von «glücklichen» Schweinen ist. Es gelte als Billigfleisch, und diese Assoziation sei bei vielen Konsumenten vorherrschend. Deshalb sind sie auch kaum bereit, für Schweinefleisch in Bio-Qualität mehr zu bezahlen, so wie sie das bei anderen Produkten sind.
Vor allem billig muss es sein
«Die Konsumenten reagieren sehr preissensibel beim Schweinefleisch», sagt Pfister. Wird dieses also nur wenig teurer, folgt sogleich eine Nachfrageschwäche.
Hinzu kommt, dass Schweinefleisch vor allem in Kantinen und in Restaurants gegessen wird: Dort spiele der Preis eine noch grössere Rolle als bei den Privathaushalten, so der Züchter.
Keineswegs minderwertig
Sein Verband will nun vor allem auf Aufklärung setzen und die Konsumenten dafür sensibilisieren, dass Schweinefleisch nicht minderwertig ist. Und gute Tierhaltung soll auch bei den Schweinen ihren Preis haben dürfen.
Bereits sei der Verband gezielt auf Kantinen und Gastronomiebetriebe zugegangen, um diese zu motivieren, beim Schweinefleisch wieder mehr Wert auf Labels zu legen, sagt Pfister. Ziel sei es, dass künftig wieder mehr Schweine an die frische Luft können.