Das offizielle Bundesratsfoto des Jahres 2024 zeigt die Mitglieder der Landesregierung vor einem Bergpanorama. Die neue Bundespräsidentin Viola Amherd will mit dem Bild des Bundesrats vor zwölf Bergen die Werte Zuversicht, Verbundenheit und Weitsicht vermitteln. Der Marketingexperte und Werber Frank Bodin erklärt, ob das gelungen ist.
SRF News: Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie das das neue Bundesratsfoto zum ersten Mal gesehen haben?
Frank Bodin: Bei jedem Bundesratsfoto geht mir durch den Kopf, wie schwierig es sein muss, ein Bild von diesem Gremium zu machen, das allen gerecht wird und dann auch noch der Öffentlichkeit gefallen muss. Eine Herkulesaufgabe. Aber es kommt frisch, modern und dynamisch daher. Die Magistraten und Magistratinnen laufen mit einem Lächeln auf einen zu und strahlen Zuversicht aus. Das Ganze ist in der Bundeshausumgebung fotografiert, macht einen modernen ersten Eindruck. Also, es ist sicher kein misslungenes Bild.
Die Aufgabe des Bildes ist ja nicht unbedingt, originell zu sein, sondern die Strategie der Bundespräsidentin hinüberzubringen.
Sie sagen frisch und modern. Aber es ist der Bundesrat im Bundeshaus vor einem Bergpanorama. Ist das originell?
Die Aufgabe des Bildes ist ja nicht unbedingt, originell zu sein, sondern die Strategie der Bundespräsidentin hinüberzubringen: Das ist eigentlich die Hauptaufgabe. Dazu kommt: Es ist unsere Exekutive. Sie verdient Respekt. Sie muss den Spagat schaffen zwischen Nahbarkeit und doch einer gewissen Autorität und damit Distanziertheit.
Bundespräsidentin Viola Amherd will damit Zuversicht, Verbundenheit und Weitsicht vermitteln. Typische Schweizer Werte. Ist das gelungen?
Ich weiss nicht, ob man da nicht zu viel möchte. Das Thema Zuversicht und eine gewisse Dynamik, das ist sicher vorhanden. Weitsicht? Da braucht es dann schon sehr viel Fantasie in der Interpretation dieses Bergkonstrukts im Hintergrund. Aber dies zu interpretieren, muss man den Fotokritikern überlassen.
Letztendlich ist es auch immer Geschmackssache.
Vielleicht sind drei Begriffe auch zwei zu viel. Ich denke, ein Bild sollte vor allem eine Botschaft transportieren. Was die konstruierte Berglandschaft mit markanten Berggipfeln aus unterschiedlichen Kulturregionen der Schweiz betrifft: Ich glaube, da will man dann schon sehr viel. Da muss man das Bild sehr genau anschauen. Und sehr bergkundig muss man auch noch sein, um hier die richtige Interpretation zu machen.
Das Bild wirkt sehr konstruiert, wenig authentisch.
Wo gibt es sonst noch Verbesserungspotenzial?
Es fällt mir auf, dass das Bild sehr konstruiert wirkt, wohl viel Photoshop und andere Technologien verwendet wurden. Und das nimmt ihm natürlich Authentizität und lässt alles ein bisschen künstlich wirken. Man will modern sein, ist aber nicht modern. Denn die heutige Bildsprache ist natürlich auch geprägt von den sozialen Medien. Und da ist vor allem Authentizität und Spontaneität gefragt. Es ist sehr, sehr schwierig, das in einem Gremium wie einem Bundesrat hinzukriegen.
In den vorherigen Jahren wurde auch etwas experimentiert. Wie beurteilen Sie das jetzige Bundesratsfoto im Vergleich?
Vergleiche sind immer schwierig, weil die Bildaussage jedes Jahr eine andere ist. Und letztendlich ist es auch immer Geschmackssache.
Das Gespräch führte Andrea Thurnherr.