Auf den ersten Blick sehen die Pflanzen auf dem Versuchsfeld bei Agroscope in Reckenholz aus wie Mais. Saftig grün stehen sie da, die aktuelle Hitze und Trockenheit scheinen ihnen nicht zu schaden. Nur, was hier wächst, ist nicht Mais. Es ist Sorghum – eine Pflanze aus Afrika.
Versuche mit afrikanischen Pflanzen
«Sorghum ist dem Trockenstress gut angepasst und wird für die Fütterung eingesetzt», sagt Tiziana Vonlanthen. Sie beschäftigt sich am Agroscope-Standort Reckenholz mit Sorghum, aber auch mit Soja und Mais.
Im Anbauversuch vergleicht sie die Eigenschaften der verschiedenen Kulturen und versucht, Rückschlüsse für die Landwirtschaft zu ziehen.
Mais wachse auch bei Trockenheit ungerührt weiter, sagt Vonlanthen. Sorghum dagegen passe sich der Trockenheit an: «Er hört auf zu wachsen und bildet vermehrt Wurzeln aus, damit er das Wasser besser aufnehmen kann.»
Nur wenige Meter neben dem Sorghum gedeiht eine andere Kultur, die es gerne warm und trocken hat. Auch sie wird in der Schweiz noch selten angebaut und hier erforscht: Kichererbsen. Mit den Bedingungen dieses Sommers kommt die Hülsenfrucht, die häufig in Indien oder der Türkei angepflanzt wird, gut zurecht.
Die Landwirtschaft ist ein komplexes System. Es gibt zahlreiche Stellschrauben, die gedreht werden können, um auf die durch den Klimawandel veränderten Bedingungen zu reagieren: Methoden zur Bodenbearbeitung, Anbausysteme oder Neuzüchtungen von resistenten Sorten sind einige Stichworte dazu.
Es braucht mehr Wasser – oder weniger?
Die Umweltwissenschafterin Annelie Holzkämper arbeitet bei Agroscope in der Forschungsgruppe Klima und Landwirtschaft. Sie hat untersucht, wie sich der Bedarf für die Bewässerung von landwirtschaftlichen Kulturen entwickelt.
Die wenig überraschende Erkenntnis ist, dass Pflanzen als Folge der steigenden Temperaturen und längeren Hitzeperioden mehr Wasser brauchen. Holzkämper schätzt, dass der Bedarf bis zur Mitte des Jahrhunderts um 30 Prozent steigt.
Allerdings führen die höheren Temperaturen auch zu Veränderungen bei den Vegetationszyklen. Das kann sich wiederum positiv auf den Wasserverbrauch auswirken – etwa wenn Pflanzen wegen des wärmeren Klimas früher ausreifen und im Sommer gar nicht mehr auf den Feldern stehen. «Dann kann der Wasserbedarf sogar abnehmen», sagt Holzkämpfer.
Möglichst viele verschiedene Kulturen
All diese Veränderungen stellen die Bauern vor grosse Herausforderungen. Allgemeingültige Rezepte gibt es nicht. Den Bauern rät Holzkämper, möglichst viele verschiedene Kulturen und Sorten anzubauen. «Das Wetter wird nicht nur wärmer und trockener, sondern auch variabler. Es sind dann immer unterschiedliche Sorten, welche Verlierer oder Gewinner sind.»
Mit einer solchen Strategie können die Bauern die klimabedingten Risiken etwas mindern. Und so ist es gut möglich, dass Pflanzen wie Sorghum oder Kichererbsen, die heute ein Nischendasein fristen, schon bald etwas häufiger auf Schweizer Feldern wachsen.