Manche Kinder lernen es bereits in der Sonntagsschule: Dürre ist eine Plage. Von einer Dürre im biblischen Sinn kann man in der Schweiz sicherlich nicht sprechen. Doch auch bei uns waren die meisten Sommer der letzten Jahre trockener und heisser als früher.
Um herauszufinden, wie unsere Landwirtschaft trotzdem produktiv bleibt, gibt es im Kanton Solothurn ein Forschungsprojekt mit Humus. Über 220 landwirtschaftliche Solothurner Betriebe haben während sechs Jahren getestet und dokumentiert, wie sie die Böden auf natürliche Weise fruchtbarer machen können.
Dieses Projekt bringt mir etwas für die Zukunft.
Einer der Bauern, die getestet haben, ist Daniel Stüdi. In Deitingen führt er einen Betrieb, der auf Obst- und Ackerbau spezialisiert ist. Er sagt: «Dieses Projekt bringt mir etwas für die Zukunft.» Stüdi hat keine Kühe auf seinem Hof und verfügt daher nicht über genügend Mist aus eigener Produktion, um seine Felder ausreichend zu versorgen. «Ich habe vor allem mit Gründüngung und mit Untersaat gearbeitet, das hat sich sehr gut bewährt und das mache ich weiterhin.»
Untersaat und Gründüngung
Als Untersaat bezeichnet man die Saat einer zweiten Frucht zusätzlich zu einer früher erntereifen Hauptfrucht. Wenn man zum Beispiel Raps und Klee gleichzeitig sät, kann man Raps schon ernten, während der Klee noch auf den Feldern bleibt.
Die Gründüngung bezeichnet den Anbau von Pflanzen zur Verbesserung der Bodenqualität. Nach der erfolgten Ernte werden Pflanzen wie zum Beispiel Lupinen gesät, damit die Felder immer bedeckt sind. Jene Pflanzen, die man üblicherweise zur Gründüngung anpflanzt, werden in der Regel nicht geerntet, sondern sie bleiben im Boden. Diese beiden Varianten hätten sich bei ihm bewährt, sagt Stüdi.
Mehr Humus bei 97 Prozent der Betriebe
Als weitere Variante wurde auf manchen Höfen zum Beispiel mit Mist von anderen Bauern gearbeitet. Also jene Landwirte mit viel Vieh lieferten jenen mit wenig Vieh ihren Mist zur natürlichen Düngung der Felder. Felix Schibli, Leiter des Solothurner Amtes für Landwirtschaft, ist mit den Resultaten sehr zufrieden: «Wir haben festgestellt, dass durch diese Massnahmen bei 97 Prozent aller Betriebe Humus aufgebaut wurde.»
Allerdings schränkt Schibli die Bedeutung der Ergebnisse gleich selbst wieder ein. Denn die Messung von Humusveränderungen in dem kurzen Beobachtungszeitraum von sechs Jahren gestalte sich einerseits als sehr aufwändig und andererseits als sehr schwierig. Denn: «Humus entsteht aus der Zersetzung von organischem Material. Ein Prozess, der Zeit benötigt. In kürzeren Zeiträumen sind die Veränderungen im Humusgehalt oft nur schwer zu quantifizieren.»
Dennoch: Das Projekt zeige zumindest, dass die Landwirtschaft die Bedeutung von Humus für die Bodenfruchtbarkeit erkannt hat und die Massnahmen in die richtige Richtung gehen, heisst es vonseiten des Kantons Solothurn.
Das ganze Projekt wurde von der Hochschule für Land-, Wald- und Lebensmittelwirtschaft in Zollikofen wissenschaftlich begleitet. Die Projektbeiträge an die Landwirte und Landwirtinnen betrugen über die ganzen sechs Jahre 3.2 Millionen Franken. Der Bund hat davon 80 Prozent übernommen, der Kanton Solothurn hat die restlichen 20 Prozent finanziert.