Laut Franz Immer, Direktor von Swisstransplant, sind Schwankungen in der Organspende normal. Momentan sei die Situation jedoch speziell: «Wir sind in den letzten fünf Monaten mit der Transplantationsaktivität um 40 Prozent eingebrochen.» Es wurden deutlich weniger Organe transplantiert als in den ersten drei Monaten 2019. Die ausgebliebenen Transplantationen des letzten Quartals führten sogar zum Tod von 15 Personen.
Auch die Anzahl der Organspender hat aktuell abgenommen. Zusätzlich steigt das Alter der Spender und ihre Organe sind folglich weniger brauchbar. Konnten über die letzten Jahre meist rund 3.5 Organe pro verstorbenem Spender entnommen werden, waren es im letzten Quartal nur 2.5 Organe.
Lösung für mehr Organspenden?
Immer wünscht sich, dass deutlich mehr Menschen Organe spenden. Deshalb unterstützt er die eidgenössische Volksinitiative «Organ spenden – Leben retten».
Er erklärt den Sinn der sogenannten erweiterten Widerspruchslösung: «Jeder ist dabei Organ-, Gewebe- und Zellspender, ausser er hat sich zeitlebens dagegen geäussert.» Oder die Angehörigen haben Kenntnis davon, dass der Verstorbene dies nicht gewollt hätte.
Heute muss in der Schweiz entweder der potenzielle Organspender explizit vor seinem Tod oder aber seine Angehörigen nach seinem Ableben der Organspende zugestimmt haben.
«Moralischer Grundsatz wird ausgehebelt»
Der Bundesrat unterstützt grundsätzlich eine erweiterte Widerspruchslösung. Nicht so Anders Andreas Brenner, Dozent für Philosophie an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Er kritisiert die Pläne, das Transplantationsgesetz zu ändern: «Die Widerspruchslösung ist in sich widersprüchlich, weil ein Rechts- und Moralgrundsatz ausgehebelt wird, weil wir doch Eigentümer an uns selber sind und das nicht explizit erklären müssen», sagt Brenner.
Es ist eine politische Kontroverse um eine Initiative, bei der das Volk das letzte Wort haben wird.