- 1000 Kinder stehen auf der Warteliste der öffentlichen Musikschule in Basel-Stadt.
- Je nach Instrument müssen sie bis zu vier Jahre warten, bis sie mit Musikstunden beginnen können.
- Nun verlangen Politikerinnen und Politiker, dass Basel-Stadt die musikalische Bildung der Kinder besser gesetzlich verankert.
Thomas Christ muss immer wieder Kinder ablehnen, die in seiner Musikschule ein Instrument lernen wollen. «Das sind alles Kinder, die aufgenommen werden könnten. Sie sind alt genug, ein Instrument zu lernen», sagt der Präsident des Akademierates der Musikakademie Basel (MAB). Dennoch müssen sie drei oder vier Jahre warten, bis ein Platz in der öffentlichen Musikschule für sie frei wird.
Bei einem Überschuss von einer halben Milliarde ist es erstaunlich, dass man beim Musikunterricht der Kinder spart.
Besonders lange warten müssen Kinder, die ein beliebtes Instrument wie Klavier, Schlagzeug oder Geige lernen wollen. «Basel-Stadt hat einen Budgetüberschuss von fast einer halben Milliarde Franken», sagt Christ. «Da ist es erstaunlich, dass man beim Musikunterricht der Kinder spart.»
Das Problem besteht bereits seit Jahren. Die MAB bekommt vom Kanton alle vier Jahre ein Budget, egal wie viele Kinder sich für den Unterricht angemeldet haben.
Das wissen viele Eltern. Einige melden ihre Kinder deshalb bereits vor der Geburt an der öffentlichen Musikschule an. Würde Christ auch diese Anmeldungen dazu zählen, wäre seine Warteliste noch viel länger.
Wartelisten kennen auch andere Kantone, so der Verband der Musikschulen Schweiz (VMS). «Die sind aber längst nicht so lange wie jene in Basel», sagt Margot Müller, VMS-Geschäftsführerin.
In Zürich fehlen die Lehrkräfte
Thomas Odinga bestätigt Wartelisten in Zürich, spricht allerdings von «Ausnahmen». Jene führe man aus einem einzigen Grund: «Wir haben zu wenig Lehrkräfte.» Wer auf eine Liste komme, warte «höchstens einige Monate». Vor allem in der Stadt Zürich gebe es Wartelisten.
Der Musikunterricht ist in der Schweiz zwar nicht einheitlich geregelt. Allerdings kennen die meisten Kantone eine Pflicht: Sie müssen den Kindern Musikunterricht anbieten, die Kinder haben ein Recht darauf. Lediglich in den Kantonen Basel-Stadt und Jura gibt es diese Verpflichtung nicht.
Politik setzt Druck auf
Dass ausgerechnet Basel, das sich gerne Kulturstadt nennt, zu wenig in die öffentliche Musikschule stecke, sei erstaunlich, sagt Müller vom VMS. «Da braucht es wohl Druck.»
Druck kommt nun aus der Politik. Der grünliberale Grossrat Johannes Sieber sagt: «Ich denke nicht, dass Basel mit den teils langen Wartezeiten der Bundesverfassung gerecht wird.» Sieber fordert deshalb ein Musikschulgesetz. Dabei erhält er Unterstützung von Politikerinnen und Politikern anderer Parteien.
Mit seinem Vorstoss wolle er eine Diskussion über die Bedeutung des Musikunterrichts anregen, sagt Sieber. Wohlhabendere Eltern umgingen die Wartezeiten nicht selten, indem sie Privatunterricht für ihre Kinder organisierten. «Aber nicht alle Eltern können ihren Kindern Privatunterricht finanzieren», sagt Sieber. Er wolle deshalb auch darüber reden, was Musikunterricht kosten soll und wer ihn sich leisten können muss.
Darüber reden muss Basel auch wegen eines Vorstosses der Basler Juso. Dieser fordert, dass Eltern, die wenig Geld zur Verfügung haben, ihre Kinder gratis in den Musikunterricht schicken dürfen.