Wie laut ist der Verkehr der Zukunft? Dieser Frage gingen diese Woche Lärmspezialisten im Aargau auf den Grund. Auf einem Strassenabschnitt innerorts und einem ausserorts massen sie den Lärm, den verschiedene Automodelle verursachen. Darunter waren auch ein älteres Fahrzeug, SUV, Sportwagen und verschiedene Elektroautos.
E-Autos sind nur teilweise leiser
Es zeigte sich: Elektroautos sind nicht so leise, wie viele annehmen. Die Messungen ergaben, dass der Tesla X bei einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde in etwa gleich laut ist wie ein Audi RS6 mit 600 PS. Den Lärmspezialisten Dejan Milo überrascht dies nicht: «Der Tesla X ist ein grosses, schweres Auto mit breiten Reifen und diese Reifen erzeugen Rollgeräusche», erklärt Milo.
Das bedeutet, und mag überraschen, für den Lärm sind die Rollgeräusche wichtiger als Motorengeräusche. «Bis 20 km/h ist das Motorengeräusch entscheidend, ab 20 km/h nur das Rollgeräusch», sagt Dejan Milo. Deshalb sind Elektroautos in Wohngebieten zwar deutlich leiser als Benziner, auf Hauptstrassen ist dieser Unterschied aber nicht mehr zu hören.
Das Lärmproblem wird sich mit Elektroautos nicht lösen.
Die Messungen werden von Spezialisten der Kantone Aargau, Baselland und dem Bund durchgeführt. Es gilt Daten zu sammeln, damit später am Schreibtisch Modelle entwickelt werden können. Diese helfen dann bei der Planung von Strassen und Lärmschutzmassnahmen wie Flüsterbelägen oder Temporeduktionen.
Diese Daten gibt es momentan zwar für Benziner, für verschiedene Elektroautos dagegen nicht. Und da in 15 bis 20 Jahren geschätzt bis zur Hälfte aller Pkw mit Elektroantrieb fahren, seien die Messungen unter Realbedingungen wichtig. Damit könne man den Strassenlärm der Zukunft prognostizieren.
Die Hoffnung, dass die Strassen in Zukunft viel leiser sein werden, muss Lärmspezialist Dejan Milo enttäuschen: «Das Lärmproblem wird sich mit Elektroautos nicht lösen.» Allerdings sei mit Elektro- und Hybridantrieben zumindest das laute Aufheulen der Motoren bei der Beschleunigung kein Thema mehr.