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Leben in der Corona-Pandemie Junge Erwachsene leiden wegen isolierenden Massnahmen am meisten

Die neuen Massnahmen werden die Jungen erneut hart treffen. Denn soziale Kontakte sind für ihre Entwicklung essenziell.

«Ich möchte einfach wieder normal leben und wie gehabt in den Präsenzunterricht gehen können», schreibt ein Student auf Instagram. Ein anderer lässt seinem Frust freien Lauf: «Dann lasse ich den Ausgang und die Restaurantbesuche halt sein - meine Jugend ist eh vorbei.»

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Aus dem Archiv: Junge Menschen und die fünfte Corona-Welle
Aus 10 vor 10 vom 26.11.2021.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 48 Sekunden.

Solche Aussagen sind zurzeit überall hörbar. Sie beziehen sich auf die neuen Massnahmen, die der Bund diese Woche einführen will. Aktuell stehen zwei Varianten zur Debatte - und egal, welche zum Zug kommt, die Jungen sind von den Massnahmen stark betroffen.

Nähe ist essenziell für Jugendliche

Michael Hermann ist Geograph, Politikwissenschaftler und leitet das Forschungsinstitut Sotomo, das für die SRG Befragungen zum Thema Corona durchführt. Für ihn sind junge Erwachsene am stärksten von den Massnahmen betroffen. Denn: «Die Massnahmen schränken die Lebenskreise der Jungen besonders ein. Das Alter zwischen 16 und 25 Jahren, ist jene Lebensphase, in der man am meisten neue Kontakte knüpft und die Welt entdecken will.»

Zum Jungsein gehört die  Nähe, auch zu unbekannten Leuten.
Autor: Michael Hermann Leiter Forschungsinstitut Sotomo

Für ältere Personen seien die Massnahmen deshalb eher weniger einschneidend. Häufig hätten diese bereits mehr Erfahrungen gemacht sowie ein bereits bestehendes soziales Umfeld. Bei den Jungen sei das aber klar anders.

Zum Jungsein gehört die  Nähe, auch zu unbekannten Leuten – in einer Zeit, in der vor allem Distanzhalten angesagt ist, trifft das die Jungen besonders.

Ein weiterer Grund für die starke Betroffenheit durch die Massnahmen sei zudem die tiefe Impfquote bei den Jungen. Denn ohne Impfung würden viele künftig aussen vor bleiben. Zumindest dies können die Jungen jedoch eigenständig ändern, indem sie sich impfen liessen.

Sorgen nehmen zu

Dass die kontaktfreudigen Jungen stark unter den Massnahmen leiden, und die Pandemie bei Ihnen Spuren hinterlässt, stellt auch Psychotherapeutin Corina Bacilieri-Schmid fest.

Anders als noch am Anfang der Pandemie seien immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene nun direkt mit dem Virus in Kontakt gekommen. Das führe teils zu Ängsten, sagt sie. «Manche überstanden die erste Welle gut, doch mit dem Beginn einer neuen Welle ist die Luft plötzlich draussen.» Auch könnten mit jeder weiteren Welle Sorgen wie Arbeitsverlust, Vereinsamung oder mangelnde Lebensfreude verstärkt werden.

Diese Entwicklung und die ständig wechselnden Regelungen resultieren in zunehmender Hoffnungslosigkeit und Gereiztheit.
Autor: Corina Bacilieri-Schmid Psychotherapeutin und Kinder- und Jugendpsychologin

Der Frust über die Massnahmen sei zudem verständlich, sagt Bacilieri-Schmid. Viele hätten sich impfen lassen, um am Leben teilhaben zu können. Sie hätten die Massnahmen mitgemacht und seien davon ausgegangen, dass es das jetzt war.

«Doch nun heisst es eben, nein, das war es noch nicht.» Das Leben wird wieder eingeschränkt: Im besten Fall könne noch getestet werden - im schlimmsten Fall aber würden gewisse Orte wieder schliessen. «Diese Entwicklung und die ständig wechselnden Regelungen resultieren in zunehmender Hoffnungslosigkeit und Gereiztheit.»

Forderung nach Lösungen für die Jungen

Auch die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) registriert den Leidensdruck der Jungen. Am Montag haben sie dazu ihre Umfrage-Ergebnisse präsentiert. Aufgrund deren fordern sie den öffentlichen Sektor nun auf, mehr gegen die Auswirkungen der Pandemie zu unternehmen.

Gemäss Studie gibt es zu wenig Therapieplätze

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In den Bereichen psychische Leiden und Störungen besteht am meisten Handlungsbedarf. Das ist die Einschätzung der Fachpersonen, die in einer Umfrage im Auftrag der kantonalen Sozialdirektionen im Juni 2021 befragt wurden.

Da im Bereich der psychischen Gesundheit schon seit langem ein Angebotsmangel herrsche, und dieser durch die Pandemie noch verstärkt worden sei, würden in solchen Situationen derzeit anderen Leistungserbringer einspringen wie Sozialarbeitende, Beiständinnen und Beistände.

Deren Angebote seien gefordert gewesen, und etliche von ihnen hätten angegeben, dass ihr Angebot ausgebaut werden müsste, um der Nachfrage genügen zu können, hiess es weiter.

Die Organisationen für Kinder- und Jugendhilfe wurden laut SODK auch über das Fallvolumen befragt. Fast die Hälfte der kantonalen Vertreterinnen und Vertreter der Leistungserbringer gab demnach an, dass es im Vergleich mit der Situation vor der Corona-Pandemie mehr Notfälle, mehr neue Fälle oder mehr Neueintritte zu bearbeiten gegeben habe.

Untersuchung der subjektiven Wahrnehmung

Die Umfrage, die weder eine wissenschaftliche Methodik verfolgt habe noch repräsentativ sei, habe bewusst die subjektive Wahrnehmung der Befragten untersucht, teilen die Vertreter der SODK mit.

Sie habe hauptsächlich darauf abgezielt, sich ein allgemeines Bild der Lage zu verschaffen und zu erfahren, mit welchen Problemen die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe seit der Covid-Pandemie mehrheitlich konfrontiert seien.

An der Umfrage teilgenommen hatten die Verantwortlichen in den Kantonen sowie über 130 Leistungserbringer der Kinder- und Jugendhilfe aus 20 Kantonen (16 Deutschschweizer, 3 Westschweizer Kantone und das Tessin). Zudem haben sich zehn nationale Organisationen an der Umfrage beteiligt.

Die Umfrage hat unter anderem gezeigt, dass sich die Pandemie und die strengen Massnahmen negativ auf jene Angebote auswirkten, die für die Entwicklung von jungen Menschen essenziell seien. Genannt wurden dabei Kontakte mit Gleichaltrigen, Freizeit-, Sport-, Kulturangebote sowie die offene Kinder- und Jugendarbeit.

Hier finden Sie Hilfe in der Coronazeit

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Corona beschäftigt uns alle. Unten finden Sie eine Liste mit Hotlines und Ratgebern rund um Corona.

BAG Infoline Coronavirus: 058 463 00 00 (täglich 6 bis 23 Uhr)

BAG Infoline Corona-Impfung: 058 377 88 92 (täglich 6 bis 23 Uhr)

Dureschnufe: Plattform für psychische Gesundheit rund um das neue Coronavirus

Angst und Panikhilfe Schweiz, Hotline: 0848 801 109 (10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr)

Eltern-Notruf Schweiz, Hotline: 0848 35 45 55 (24x7)

Pro Juventute, Hotline für Kinder- und Jugendliche: 147 (24x7)

Schweizer Sorgen-Telefon: 143 (24x7)

Suchthilfe Schweiz: Hotline für Jugendliche im Lockdown 0800 104 104 (Di. bis Do. 9 bis 12 Uhr)

Branchenhilfe.ch: Ratgeberportal für Corona betroffene Wirtschaftszweige

SRF 4 News, 13.12.21, 17 Uhr

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