Wenn Lehrpersonen Mangelware sind, bedeutet das für Schulen: Sie müssen sich möglichst gut positionieren, um ihre Stellen besetzen zu können. Oder anders gesagt: Wer sich schlecht verkauft, geht leer aus.
Bereits mit zwei Bewerbungen glücklich
Der Wettbewerb um Lehrpersonen habe stark zugenommen, sagt Stefan Wittwer, Geschäftsführer von Bildung Bern. Kein Wunder: Der Lehrpersonenmangel im Kanton Bern hat einen Höchststand erreicht. 43 unbefristete Stellen sind derzeit auf dem Jobportal des Kantons ausgeschrieben – deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. «Jetzt ist allen Schulen bewusst, dass sie handeln müssen», sagt Wittwer.
Nun – wie schreibt eine Schulleitung eine Stelle attraktiv aus? Katrin Messerli Kallen, Co-Präsidentin des Verbands der Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons Bern (VSL) und Schulleiterin der Schulen Spiez, sagt: «Ich versuche etwas zu schreiben, von dem alle finden: ‹Wow, diese Schule ist super.› Dann hoffe ich auf Bewerbungen von ausgebildeten Lehrpersonen oder Studierenden.»
Bereits mit ein, zwei Bewerbungen sei sie «happy», sagt Messerli Kallen und fügt an: «Wenn ich dann zu Gesprächen einlade, versuche ich, meine Schule fast schon werbemässig anzubieten – und trotzdem ehrlich zu bleiben.»
Partnerschulen der PH im Vorteil
Punkten könne sie vor allem mit der Infrastruktur: mit Gruppenräumen, digitalen Angeboten oder schönen Schulzimmern. «Es sind kleine Dinge», sagt Katrin Messerli Kallen, «aber diese machen sehr viel aus». Letztlich müsse es auch einfach passen zwischen Schulleitung und Lehrperson.
Mit einem guten Klima kann man Lehrkräfte nicht nur gewinnen, sondern auch behalten.
Auch Stefan Wittwer von Bildung Bern betont, wie wichtig das Zwischenmenschliche sei: «Mit einem guten Klima kann man Lehrpersonen nicht nur gewinnen, sondern auch behalten.»
Im Vorteil sieht er zudem die Partnerschulen der Pädagogischen Hochschule Bern – Schulen also, an denen Studierende ein Praktikum absolvieren können. «Wer an einem Ort bereits gute Erfahrungen gemacht hat, bewirbt sich dort eher auf eine freie Stelle.»
Punkten mit pädagogischem Konzept
Hervorstechen könne eine Schule aber auch mit einem speziellen pädagogischen Konzept, wie etwa die Mosaikschule Munzinger in Bern, welche selbstorganisiertes Lernen anbietet und andere Tagesstrukturen kennt. «Gerade junge Studierende interessieren sich für besondere Modelle», sagt Wittwer.
Für den Geschäftsführer von Bildung Bern ist der Wettbewerb unter den Schulen grundsätzlich positiv: «Wichtig ist einfach, dass die Vorteile, welche eine Schule anpreist – etwa grosszügige Räumlichkeiten – auch den Kindern zugutekommen», sagt er.
Das Konkurrenzdenken habe jedoch auch Kehrseiten: Die Mobilität wird grösser, Beziehungen wechseln häufiger. Kinder sind davon betroffen, aber auch die Kolleginnen und Kollegen, die bleiben. «Heute wechseln Lehrpersonen, die nicht mehr zufrieden sind, früher die Stelle», sagt Wittwer – freie Stellen gäbe es genügend. Ausserdem führe das gegenseitige Abwerben letzten Endes nicht zu mehr Personal.