Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider ist das erste Mal als Kulturministerin am Locarno Film Festival, das noch bis Ende Woche dauert. Im «Tagesgespräch» gibt sie Einblick in einige ihrer Lieblingsfilme und äussert sich zur Zukunft von Filmproduktionen in der Schweiz.
SRF News: Welche Bedeutung hat für Sie das Locarno Film Festival, das auch das erste politische Treffen nach der Sommerpause ist?
Elisabeth Baume-Schneider: Locarno ist ein sehr wichtiges Treffen für die Kultur, für das Cinema, für die Politik, aber auch für das Tessin und für die ganze Schweiz. Am Filmfestival kann man auch ein Stück Utopie erleben. Denn wenn man die Weltpolitik betrachtet, sieht es momentan nicht sehr schön, einfach und angenehm aus. Filme können jedoch oft Zuversicht vermitteln.
Sie sind begeistert von den Filmen von Quentin Tarantino. Wieso?
Ich habe mehrere Filme geschaut, und ich fand sie wirklich sehr, sehr gut. Ich bin Fan von ihm.
Seine Filme, darunter «Pulp Fiction», «Kill Bill» oder «Inglourious Basterds», sind oft brutal.
Nein, nein. Die Filme sind nicht nur brutal, sie zeigen auch das Zusammenleben von Menschen, was mich sehr interessiert. Ich bin aber auch Fan vom italienischen Filmregisseur Federico Fellini.
Sie gehen gerne ins Kino?
Sehr gerne. Leider habe ich nicht genug Zeit, aber ich gehe sehr, sehr gerne.
Welcher Film hat Sie geprägt?
«E la nave va», das Filmdrama von Federico Fellini aus dem Jahr 1983. Es handelt von einer Gruppe von Menschen auf einem Boot. Ein wunderschöner Film. Mich beeindruckt die Dramaturgie und die Freude im Film. Es wird gesungen und getanzt. Dieser Film ging mir sehr nahe. Ich habe den Film damals mit Freundinnen im Kino in Neuenburg geschaut.
Filme sind oft emotional oder romantisch. Haben Sie sich mal unsterblich verliebt während eines Films?
Eigentlich nicht. Aber ich habe es überlebt.
Vielleicht kommt das ja noch...
Nein, ich hoffe es nicht! Ich bin glücklich verheiratet.
Seit Anfang Jahr müssen mit dem neuen Filmgesetz Streaming-Dienste vier Prozent des Umsatzes in Schweizer Filmproduktionen investieren. Ist das ein Booster?
Sicher, aber man muss noch warten. Erst in ein paar Jahren werden wir wissen, wie die Plattformen investieren und was für Filme oder Serien daraus entstehen werden.
Leidet unter dieser sogenannten «Lex Netflix» nicht das Kino? Streaming-Anbieter produzieren in erster Linie für ihre Produkte.
Das müssen wir beobachten. Ich bin zuversichtlich, dass Streaming und Kino zusammen funktionieren. Hier haben auch die Festivals eine sehr grosse Verantwortung, um Filme in die Kinos zu bringen.
Die Produktion von Filmen in der Schweiz stützt sich auf nationale und regionale Förderhilfe und die Gelder der SRG. Nun senkt der Bundesrat die Radio- und Fernsehgebühren auf 300 Franken pro Jahr. Nicht wenige Filmschaffende sagen, wenn die SRG nicht mehr investieren kann, wird es schwierig oder sogar existenziell. Wie sehen Sie das?
Wenn weniger Geld da ist, ist es schwieriger. Aber es ist auch eine Sache der Verteilung. Wenn es weniger Geld gibt, muss man kompensieren. Entweder mit der Hilfe von Stiftungen oder von Sponsoren, denn der Film wird nicht weniger kosten.
Das Gespräch führte David Karasek.