- Das EU-Parlament hat grünes Licht für die visafreie Einreise von Kosovarinnen und Kosovaren gegeben.
- Diese können ab 2024 auch für 90 Tage in die Schweiz einreisen.
- Die kosovarische Community freut es, denn viele haben hier Verwandte. Aus der Politik kommen auch Bedenken.
Für Bekim Dalipi ist diese Meldung die «Good News» des Jahres: «Die Visafreiheit für Kosovaren ist eine sehr gute Nachricht, auf die sie lange gewartet haben.» Im Vergleich zu seinen Nachbarländern habe der Kosovo dreimal länger auf die Visaabschaffung warten müssen.
Der gebürtige Kosovare arbeitet als Journalist für «Albinfo.ch», ein Nachrichtenportal für die albanischsprachige Gemeinschaft in der Schweiz.
Nachbarländer bisher bessergestellt
Tatsächlich: Während in den anderen Balkanstaaten wie beispielsweise Albanien, Serbien oder Nordmazedonien die Menschen bereits seit Jahren visafrei in die EU oder EFTA-Staaten reisen können, blieb dies Kosovo bisher verwehrt.
80 Euro kostet ein Visum für Erwachsene, für Kinder die Hälfte. Dennoch haben die Schweizer Behörden allein im letzten Jahr 46'000 Visa für Kosovarinnen und Kosovaren ausgestellt.
Das ist für uns in der Schweiz sicher auch eine Herausforderung.
Nicht begeistert von diesem EU-Entscheid ist etwa FDP-Nationalrätin Doris Fiala. Sie ist Co-Präsidentin der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz-Kosovo und sagt: «Ich bin überrascht, dass die Visumspflicht jetzt fällt in den EU-Staaten. Das ist für uns in der Schweiz sicher auch eine Herausforderung.»
Wird migrationskritische Stimmung befeuert?
Denn es bestehe die Gefahr, dass nun viele in die Schweiz reisen würden, um Arbeit zu suchen, so Fiala. Journalist Dalipi glaubt nicht daran. Man habe bei Albinfo eine Umfrage dazu gemacht. «Und der Grossteil unserer Leserinnen und Leser hat geschrieben, sie würden die Schweiz nur besuchen, weil sie hier Bekannte und Verwandte haben.»
Auch SVP-Nationalrat Alfred Heer sieht keine Gefahr, dass die Visaabschaffung massiv mehr Arbeitswillige anziehen könnte. Klar könne der eine oder andere versucht sein, hier schwarzzuarbeiten. Aber er glaube, die positiven Aspekte seien höher zu gewichten. Heer sitzt auch im Beirat der schweizerisch-kosovarischen Handelskammer.
Denn Kosovaren seien wegen der Visumspflicht bisher als Europäer zweiter Klasse behandelt worden, so Heer. Dieser Missstand werde nun endlich beseitigt. FDP-Politikerin Fiala bleibt dabei: Sie befürchtet, dass die Abschaffung der Visapflicht für Kosovo eine migrationskritische Stimmung befeuert.