Der Bundesrat kann sich auf die Schultern klopfen. Sein Lockerungsplan, den er mitten in steigenden Pandemie-Zahlen beschlossen hatte, geht auf. Trotz offener Restaurant-Terrassen und Öffnungen im Fitness- und Kulturbereich hat sich die Lage nicht verschlimmert, sondern verbessert. Wohl wegen der Impfungen, des warmen Wetters und einer vernünftigen Bevölkerung.
Und so erstaunt es nicht, dass der Bundesrat auf diesem Weg weitermachen will. Er hat heute das bereits angekündigte Drei-Phasen-Modell beschlossen und weitere Lockerungen auf Ende Mai zur Diskussion gestellt. Die Schutz- soll so in die Stabilisierungsphase übergehen. Die dritte Phase, die Normalisierung, soll beginnen, sobald sich alle Erwachsenen impfen lassen konnten, die dies wollen – etwa Ende Juli.
Verfrühter Start der Normalisierungsphase?
Das machte lange Sinn. Doch seit kurzem zeichnet sich ab, dass sich schon bald auch Kinder ab 12 Jahren impfen lassen werden können. Kanada und die USA haben den Impfstoff von Pfizer/Biontech dafür bereits freigegeben. Bei Swissmedic ist ein entsprechendes Gesuch hängig, der Bundesrat erwartet einen Entscheid im Sommer.
Unter diesen Umständen fragt sich, warum es für den Start der Normalisierungsphase reichen soll, dass alle impfwilligen Erwachsenen ihre Injektionen erhalten haben. Warum nicht gewartet wird, bis auch die impfwilligen Kinder, für die eine Impfung möglich wäre, geschützt sind.
Kinder laut Bundesrat keine Risikogruppe
Der Bundesrat verweist darauf, dass Kinder bei Covid-Erkrankungen nicht zu den Risikogruppen gehören. Tatsächlich zeigen Studien, dass sie zwar erkranken und die Krankheit weitergeben können, jedoch seltener schwere Symptome entwickeln. Doch schwere Verläufe gibt es, auch wenn vieles darüber wissenschaftlich noch unklar ist.
Und wenn das Virus ungehindert unter den Kindern zirkulieren und viele anstecken kann, können auch aus winzigen Prozentsätzen absolut gesehen plötzlich Zahlen werden, die weh tun. Der Vizepräsident der Taskforce sprach kürzlich öffentlich davon, es könnten Hunderte von Kindern auf der Intensivstation landen. Er hält es darum für sinnvoll, Kinder impfen zu lassen, sobald dies möglich ist.
Dies will auch der Bundesrat: Er hat versprochen, Kindern den Zugang zur Impfung zu ermöglichen, sobald sie zugelassen ist. Er erwägt auch, zum Schutz von Kindern einige Massnahmen länger aufrechtzuerhalten – beispielsweise Masken an Schulen. Und er erinnert daran: Je mehr Erwachsene geimpft sind, desto kleiner wird auch die Gefahr für die Kinder, weil das Virus schlechter zirkulieren kann. Vielleicht geht der bundesrätliche Plan ja auch diesmal auf.