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Long Covid Kispi schliesst Sprechstunde – Patientenorganisation ist bestürzt

Das Zürcher Kinderspital schliesst die Long-Covid-Sprechstunde. Patientenorganisation sorgt sich um die Versorgung.

Ende März hat das Zürcher Universitäts-Kinderspital seine Long-Covid-Sprechstunde geschlossen. Dies teilte das Kispi in einem Schreiben an Ärztinnen und Ärzte mit. Dem Spital fehlten die Ressourcen, um die interprofessionelle Sprechstunde für die anhaltenden Beschwerden der Kinder weiterhin anzubieten.

Dieser Entscheid bestürzt Chantal Britt, Präsidentin der Patientenorganisation Long Covid Schweiz: «Wohin sollen nun alle Eltern und die betroffenen Kinder?» Die spezialisierte Beratungsstelle des Zürcher Kinderspitals sei rege genutzt worden von Familien aus der ganzen Schweiz.

18'000 betroffene Kinder

Die Patientenorganisation geht aufgrund von Schätzungen davon aus, dass in der Schweiz 18'000 Kinder und Jugendliche von Long Covid betroffen sind. Diese leiden an extremer Erschöpfung, Leistungsintoleranz, Muskelschwäche bis hin zu kognitiven Problemen. «Die Krankheit ist äusserst komplex, deshalb braucht es spezialisierte Sprechstunden», sagt Chantal Britt.

Neubau des Zürcher Kinderspitals
Legende: Das Zürcher Kinderspital hat Ende März Ärztinnen und Ärzte informiert, dass die Long-Covid-Sprechstunde geschlossen wird. Keystone/Ennio Leanza

Dies könne das Kinderspital Zürich nicht mehr leisten, sagt Lara Gamper, Abteilungsleiterin allgemeine Pädiatrie, gegenüber dem «Beobachter». Während 2022, als die Anlaufstelle eröffnete, Covid im Vordergrund stand, gehe es heute eher um Schulabsentismus und andere Faktoren ohne direkten Zusammenhang mit dem Infekt.

Deshalb seien die Kinderärztinnen und Kinderärzte der Familien besser geeignet als Anlaufstellen, da sie das therapeutische Umfeld besser kennen. Komplett zurückziehen wolle sich das Kinderspital Zürich jedoch nicht, sagt Gamper. Es sei ein Nachfolgeangebot geplant, eine psychosomatische Sprechstunde für komplexe Fälle. 

«Das ist eine Frechheit»

Chantal Britt sagt dazu: «Das ist eine Frechheit. So werden die Symptome der betroffenen Kinder auf psychische Erkrankungen geschoben, was einfach nicht stimmt.» Weil das Krankheitsbild so komplex sei, hätten die meisten Pädiaterinnen und Pädiater nicht die nötigen Fachkenntnisse, Long Covid zu diagnostizieren. «Und mit der Diagnose wird alles leichter, die Anerkennung der Krankheit, die Absprache mit der Schule – einfach alles.»

Menschen liegend auf Rasen mit Protestschildern.
Legende: Kundgebung bei der Zürcher St. Jakobskirche im Frühling 2024 für Betroffene von Long Covid. Keystone/Walter Bieri

Die Patientenorganisation führe eine «kurze Liste» mit spezialisierten Kinderärztinnen und -ärzten. Aber für den Kanton Zürich stehe da niemand drauf, sagt Chantal Britt: «Ich weiss nicht, wohin ich Zürcher Familien schicken soll, wenn es die Sprechstunde des Kinderspitals nicht mehr gibt.»

Die Patientenorganisation will sich nun politisch wehren gegen den Entscheid des Zürcher Kispi, sowohl national als auch kantonal. Man werde Kontakt aufnehmen mit der Gesundheitsdirektion und zugewandten Kantonspolitikerinnen und -politikern.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 16.4.2025, 12:03 Uhr ; 

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