Die «Gstaad International Healthcare» will in Saanen eine 5-Sterne-Luxusklinik erstellen. Patientinnen und Patienten aus aller Welt sollen ins Berner Oberland reisen, um sich im Luxus-Spital behandeln zu lassen. Geplant sind etwa Diagnostik, Check-Ups und Rehabilitation.
Der Flugplatz Saanen ist nah, die Nobelhotels in Gstaad liegen in Taxi-Distanz. Erholung von Eingriffen und Behandlungen sind aber auch im geplanten Spital möglich – die Umsorgung soll auf höchstem Niveau erfolgen: Mit Hotelpagen, Schuhputzservice und auch die Pyjamas werden parat gelegt. So jedenfalls der international gültige Standard in einem 5-Sterne-Hotel, welchen die Klinik bieten will.
Gesundheitszentrum für die Dorfbevölkerung
Die Klinik will die Patienten mit grossen Namen nach Saanen locken. «Der wichtigste Partner ist die Johns Hopkins Medicine International», sagt Markus Iseli von Gstaad International Healthcare. Ein weiterer Partner soll der Medizinalgerätehersteller Siemens sein.
Wir müssen uns sichern, was wir können.
Der Bau der Klinik soll 2025 beginnen. Investiert werden soll ein dreistelliger Millionenbetrag. Die Gemeindeversammlung des 7000-Seelen-Dorfs Saanen hat kürzlich Ja zur Luxus-Klinik gesagt. Unter der Bedingung, dass im Spital eine Grundversorgung für die Bevölkerung verfügbar ist.
So soll ein Gesundheitszentrum für die Allgemeinheit integriert werden. Hausärzte für die Leute im Dorf, Spitzenmedizinerinnen für die Superreichen aus dem Ausland. «Die finanziellen Mittel des Projekts dienen so der Allgemeinheit», sagt Gemeindepräsident Toni von Grünigen. Und: «Wir müssen uns sichern, was wir können». Denn auch Saanen und das ganze Simmental kämpfen mit Hausärztemangel, Abwanderung, Überalterung.
Das nächste Spital steht in Zweisimmen. Dort steht die Grundversorgung auf der Kippe.
Die Spitalbetreiberin, die Spital Thun AG, will das alte, unrentable Spital loswerden, übernehmen wollte es eine eigens gegründete Gesellschaft aus der Region. Doch die sieben angegliederten Gemeinden stimmten bis heute nicht über ihre Beteiligung ab. «Zu viele Fragen waren offen, etwa ob das Projekt wegen des Fachkräftemangels überhaupt realisierbar ist», sagt die Gemeindepräsidentin von Zweisimmen, Beatrice Zeller.
Mit Folgen: Gespräche mit Investorinnen mussten abgebrochen werden. Eigentlich hätte die Gesellschaft das Spital Zweisimmen bereits per Anfang nächstes Jahr übernehmen wollen und so die medizinische Versorgung der Talbewohner mit Hausärztinnen, Alterswohnen, Geburtshaus und Spital sichern sollen. «Wenn das Projekt von der Bevölkerung nicht angenommen wird, kann man das Spital wohl nicht erhalten», sagt Zeller.
In kritischen Situationen habe man dann keinen ambulanten Notfall mehr, wo man hin könne. Hausärzte in der Region Simmental warnen deshalb, dass ohne Spital die Grundversorgung kollabiere.
Die Superreichen, die auf dem Flugplatz landen, um ihre Leiden in der Luxus-Klinik behandeln zu lassen, dürfte dies nicht stören.