- Nach wie vor haben die Schulen in der Schweiz Mühe, genügend ausgebildete Lehrkräfte zu finden.
- Deshalb sind vermehrt Quereinsteigerinnen und -einsteiger in den Klassenzimmern im Einsatz.
- Nun gerät eine weitere Gruppe in den Fokus: Der Kanton Bern will vermehrt auf Personen mit ausländischem Lehrdiplom setzen.
Im März ist an der PH Bern ein Lehrgang gestartet, der diese innert eines halben Jahres fit fürs Klassenzimmer machen soll.
Entstanden ist die Idee nach Ausbruch des Ukrainekriegs, denn unter den Geflüchteten gibt es nicht wenige ausgebildete Lehrkräfte. Yves Brechbühler, Sprecher der Berner Bildungsdirektion, sieht viele Vorteile in Personen mit ausländischem Lehrdiplom: «Diese Personen haben bereits eine Ausbildung als Lehrperson. Mit diesem CAS können sie die wichtigsten Dinge lernen und die Schulen unterstützen.»
Derzeit bietet der Lehrgang 16 Ausbildungsplätze – die Nachfrage ist deutlich grösser: Rund hundert Interessierte haben sich gemeldet.
Sprachdiplom mit Niveau B2 reicht
Voraussetzung für eine Zulassung zum Lehrgang ist ein Sprachdiplom in Deutsch mit Niveau B2. Heisst: Man kann Gespräche zu verschiedenen Themen spontan führen.
Im Laufe der Ausbildung sollen die Lehrkräfte ihre Deutschkenntnisse ausbauen, sagt Brechbühler. Mindestens so wichtig seien aber die didaktischen Kompetenzen sowie Methoden, und dass diese angepasst ans Schulsystem funktionieren. «Denn je nachdem, woher eine Person kommt, sehen die Kompetenzen anders aus», so Brechbühler. Im CAS gehe es darum, diese Unterschiede zu nivellieren.
Das CAS bedeutet nicht automatisch, dass ihr ausländisches Diplom offiziell in der Schweiz anerkannt wird – sie sollen aber bessere Chancen auf eine Anstellung haben.
Oberster Schulleiter fordert höheres Sprachniveau
Thomas Minder, Präsident des Verbands der Schweizer Schulleiterinnen und Schulleiter, begrüsst die Massnahme im Kanton Bern grundsätzlich. Es sei wichtig, dass man ausländische Lehrpersonen in die Kultur von Schweizer Schulen einführe.
Knackpunkt seien die Sprachkenntnisse: «Wenn man daran denkt, welche Anforderung an Lehrpersonen Schweizer Herkunft gestellt werden, die beispielsweise Englisch unterrichten, dann sollte das mindestens vergleichbar sein. Denn es ist wichtig, dass die Lehrpersonen die Sprache der Kinder genügend gut können, um sich verständigen zu können.»
Sprachniveau B2 als Eintrittsschwelle in den Lehrgang findet er etwas knapp – zum Unterrichten müsse das Sprachniveau dann sicherlich höher sein.
Schätzungen gehen von einigen Hundert Personen aus
Dass das Potenzial von Lehrpersonen mit ausländischem Diplom besser ausgeschöpft werden soll, das hatte das Netzwerk «Bildung für alle – jetzt» schon im vergangenen Sommer in einem Brief an die Kantone und die Erziehungsdirektorenkonferenz gefordert.
Johannes Gruber von «Bildung für alle – jetzt» sagt, Zahlen dazu, wie viele Personen mit ausländischem Diplom sich in der Schweiz aufhielten, gebe es nicht: «Wir denken es sind einige Hundert Personen, die da infrage kämen.» Man sehe aber gerade an der grossen Nachfrage nach besagtem CAS in Bern, dass Potenzial vorhanden sei.
Nur gebe es derzeit zu wenige Massnahmen, um diese Personengruppe auch entsprechend zu fördern.