Zürich, Bern, Basel, Biel und weitere Städte und Gemeinden haben diese Woche beim Bund Interesse für Pilotprojekte im Mobility Pricing angemeldet. Mit Mobility Pricing heisst, Spitzen beim motorisierten und öffentlichen Verkehr durch angepasste Verkehrsabgaben zu brechen. Wer mit dem Auto oder ÖV zu Stosszeiten unterwegs ist, bezahlt mehr. Neben der technischen Machbarkeit soll in den Pilotprojekten auch die Akzeptanz in der Bevölkerung untersucht werden.
Arbeitsweg und Arbeitszeit als Herausforderung
In einer nicht repräsentativen Umfrage in der SRF Community halten über die Hälfte der SRF-User nichts von Mobility Pricing. Einer der Hauptgründe dagegen ist, dass viele Personen wegen der Arbeit in die Städte pendeln müssen und in der Arbeitszeit nicht flexibel sind. User René Schönauer findet klare Worte: «Symptombekämpfung auf dem Buckel derer, die nicht ausweichen können.»
User Andreas Würtz fordert darum: «Bringt Wohnen, Arbeit und Freizeit endlich wieder näher zusammen, sodass kein Pendeln mehr nötig ist.» User Ruedi Möckli findet das schwierig: «Solange es die Städte nicht schaffen, genügend bezahlbare Wohnungen in Arbeitsplatznähe zur Verfügung zu stellen, bin ich gegen Mobility Pricing.»
Vielleicht sollte man sich eher Gedanken machen über die Standorte der Firmen, statt noch ein unsoziales Gesetz vorzubereiten.
Ausserdem müssten Arbeitgeber flexiblere Arbeitszeiten anbieten, sodass sich der Verkehr wochentags entspannt, meint Userin Silvia Kiener. Mobility Pricing müsste man dann nur am Wochenende mit einer Stadt-Maut anwenden.
Kein reines Pendlerthema
Die Überlastung des Verkehrs ist aber längst nicht nur ein Problem, weil Leute für die Arbeit in die Städte pendeln, ergänzt User Martin J. Pérez: «Siehe Staus an Wochenenden in Berggebieten, wo gerade die Städter täglich mit ihren PKWs anrollen anstatt mit dem ÖV.» Ein weiterer User befürchtet, dass nach den Städten auch Tourismusregionen mit Mobility Pricing nachziehen.
Zurück ins Mittelalter mit Zollhäuschen an jeder Brücke.
User Heiner Zumbrunn ist grundsätzlich offen für Mobility Pricing, sieht die Schwierigkeit aber in der Umsetzung. Er befürchtet, dass Mobility Pricing für die Schweiz mit ihren vielen Kantonen und Gemeinden zu unzähligen unterschiedlichen Verrechnungsarten und Preisen führt. Er findet darum: «wenn überhaupt, dann nicht in jedem Dorf, sondern in grossen Bereichen.»
Kosten Mobility Pricing vs. Kosten Stau
Neben viel Skepsis in der Community gibt es auch User wie Ralph Ebersbacher, die Mobility Pricing als längst überfällig sehen und darum als wirkungsvolle Massnahme: «Nur wenn man noch viel stärkere Anreize schafft, das Auto in der Stadt nicht zu benutzen, wird sich etwas ändern.» Auch Thomas Leu befürwortet Mobility Pricing und spricht an, dass auch das Stehen im Stau kostet: «Weniger Freizeit und/oder weniger Einkommen. Verbringen zum Beispiel Handwerker von einem 8.5-Stundentag 1.5 Stunden im Stau, kostet das den Betrieb auch.»
Das ist schon lange überfällig. Ich habe mich schon vor 10 Jahren gefragt, warum man das nicht macht.
Hoffnung macht User Ruedi Meier. Er schaut in den Norden in Städte wie Stockholm, wo Mobility Pricing aus seiner Sicht gesellschaftlichen Nutzen gebracht hat: «Dort war die Bevölkerung vor der Einführung auch dagegen, eine Weile nach der Einführung fand es die grosse Mehrheit gut und heute ist es unverzichtbar. Wer das Auto wirklich braucht, bezahlt gerne etwas dafür, Zeit zu sparen durch weniger Stau, alle anderen profitieren finanziell durch die Rückvergütung.»
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