- Der Engpass bei der Versorgung mit lebenswichtigen Arzneimitteln hat sich verschärft. Der Bundesrat stuft die Lage neu als «problematisch» ein.
- Eine Expertengruppe erhält deshalb den Auftrag, Sofortmassnahmen zu prüfen.
- Grosse Schwierigkeiten bestehen gemäss Angaben der Landesversorgung etwa bei den Schmerzmitteln Paracetamol und Ibuprofen, insbesondere bei den Sirupen für Kinder.
Die Engpässe betreffen zunehmend Medikamente, die oral eingenommen werden können, wie das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) mitteilt.
Anders als in den vergangenen Jahren, als vor allem Spitäler von den Engpässen betroffen waren, fehlen die Arzneimittel jetzt zum Beispiel in Apotheken und Arztpraxen oder für die Behandlung zu Hause.
Welche Medikamente sind betroffen?
Grosse Schwierigkeiten bestehen gemäss Angaben der Landesversorgung etwa bei den Schmerzmitteln Paracetamol und Ibuprofen, insbesondere bei den Sirupen für Kinder. Kritisch sei die Situation ausserdem bei Antibiotika, Tuberkulostatika, Adrenalin Fertigpens, Reiseimpfstoffen und oralen Opioiden. Daneben gibt es bekanntermassen Schwierigkeiten bei der Versorgung mit hoch dosierten Methadon-Produkten, weil Swissmedic einem Versorger wegen Mängeln die Betriebsbewilligungen und Zulassungen entzogen hat.
Die Taskforce unter der Leitung des Delegierten für wirtschaftliche Landesversorgung, Hans Häfliger, soll nun Massnahmen finden, welche die Engpässe rasch lindern. Einzelne knappe Wirkstoffe würden zudem eng beobachtet. Bei verschiedenen Produkten werde auf die Pflichtlager zurückgegriffen.
So viele Engpässe wie noch nie
Die Versorgungslage bei Arzneimitteln verschlechtert sich seit mehreren Jahren. Im Jahr 2022 hat die Anzahl der Versorgungsstörungen bei der Meldestelle einen Rekord erreicht: 200 Meldungen seien eingegangen. Daneben seien über 120 Pflichtlagerfreigaben genehmigt worden. Weil gleichzeitig zunehmend mehr Produkte vom Markt genommen worden seien, sei der Ersatz der betroffenen Arzneimittel erschwert worden.
Medikamentenmangel
Der aktuelle weltweite Mangel etwa an Antibiotika sei durch die Corona-Pandemie und die Lockdowns in China aber noch verschärft worden. Hinzu kam gemäss Mitteilung in den vergangenen Wochen die starke Ansteckungswelle mit grippeähnlichen Erkrankungen.
Mittel- und langfristige Massnahmen seien bereits in Gang gesetzt worden, heisst es weiter. Sie zielen demnach darauf ab, Produktions- und Lieferengpässe früher und breiter zu erfassen. Zudem soll der Umgang mit solchen Engpässen erleichtert werden. Daneben sollen die Marktbedingungen verbessert werden, damit Störungen reduziert werden können.