Französisch bleibt die alleinige Amtssprache in Freiburg. «Ohne Französisch kommt man nicht durch den Alltag», sagt SRF-Freiburg-Korrespondent Oliver Kempa. So werden beispielsweise Gesetzestexte nicht übersetzt.
In den letzten Jahren hat sich aber einiges getan: Der Bahnhof ist zweisprachig angeschrieben, bei der Stadtverwaltung erhält man Auskunft in Deutsch, die Webseite ist zweisprachig.
Immer wieder kommt die Diskussion auf, die Stadt nun auch offiziell zweisprachig zu machen. Das wollte auch das Projekt zur Grossfusion – Freiburg plant, sich mit acht kleineren Nachbargemeinden zusammenzuschliessen.
Bei der Zweisprachigkeit krebsen die Verantwortlichen nun aber zurück. Es mangle an den gesetzlichen Grundlagen, ein zweisprachiges Grossfreiburg sei deshalb nicht verfassungskonform, heisst es.
Eine Knacknuss
Die Verfassung des Kantons Freiburg anerkennt jedoch beide Sprachen als Amtssprachen und erlaubt auch die Zweisprachigkeit: «In Gemeinden mit einer bedeutenden angestammten sprachlichen Minderheit können Französisch und Deutsch Amtssprachen sein.»
Das muss der Kanton erst in einem eigenen Sprachengesetz regeln.
Die Knacknuss: Es ist unklar, wie gross die sprachliche Minderheit sein muss, damit die Zweisprachigkeit erlaubt wird. Reichen die knapp 20 Prozent Deutschsprachigen, die in der Stadt Freiburg leben? «Das muss der Kanton erst in einem eigenen Sprachengesetz regeln», sagt Carl-Alex Ridoré, Leiter des Fusionsprojektes.
Nur die halbe Wahrheit
Die Unsicherheit betreffend der Grösse der Minderheit ist der wohl offensichtlichste Grund gegen eine Zweisprachigkeit in Freiburg. Mindestens ebenso wichtig ist, dass die Fusionsbefürworterinnen und Fusionsbefürworter Angst haben, dass die Fusion wegen der Sprachenfrage komplett scheitert. Darum stehen sie auf die Bremse. Tatsächlich gibt es ein Komitee aus französischsprachigen Kreisen, das gegen die Fusion kämpfen will, sollte die neue Stadt offiziell zweisprachig werden.
Die Communauté Romande du Pays de Fribourg kämpfte vor 20 Jahren gegen die in ihren Augen schleichende Germanisierung von Freiburg. Wenn auch Deutsch zur Amtssprache gehöre, würde dies das Sprachgleichgewicht im Kanton verändern, sagt ihr Präsident Antoine Geinoz. «Es wäre seltsam, wenn aufgrund einer Fusion ein grossflächiges Gebiet quasi mit einem Zauberstab zweisprachig wird», so Geinoz.
Kompromiss, der keiner ist
Die Fusionsverantwortlichen haben sich deshalb nun für eine «pragmatische Zweisprachigkeit» entschieden. Französisch bleibt die einzige Amtssprache. Die Deutschsprachigen können sich aber in ihrer Muttersprache an die Verwaltung wenden – was heute in der Stadt Freiburg bereits Praxis ist.
Entsprechend enttäuscht sind die Deutschsprachigen – eine offizielle Zweisprachigkeit wäre für die deutschsprachige Minderheit ein wichtiges Zeichen gewesen. Die kritischen Stimmen gegenüber der Zweisprachigkeit seien in der öffentlichen Stimmung der Bevölkerung marginal, sagt Bernhard Altermatt, Präsident des Vereins Forum Partnersprache, der sich für die Zweisprachigkeit einsetzt. «Es fehlt der Mut, das anzuerkennen», so Altermatt. Es wäre schon viel getan, die Zweisprachigkeit symbolisch anzuerkennen.
Weil die neu dazukommenden kleineren Gemeinden rund um Freiburg aber grossmehrheitlich französischsprachig sind, drohen sie nun noch mehr marginalisiert zu werden.