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Lichte Wälder bringen Leben auf und in den Waldboden
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 28.05.2024. Bild: zvg Pro Natura
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Mehr Leben im Unterholz Lichte Wälder: Gefällte Bäume machen Platz für neues Leben

Durch eine gezielte Ausdünnung des Baumbestands dringt mehr Licht auf den Waldboden. Dies sorgt für mehr Artenvielfalt.

Ein grüner und dichter Wald gilt für viele als ideales Naherholungsgebiet. Spazieren, wandern, joggen oder reiten – im Wald lässt es sich herrlich entspannen. Doch für viele Pflanzen und Lebewesen am Boden ist ein dichter Wald nicht in jedem Fall ein idealer Lebensraum. Dies, weil ein dichter Wald oft wenig Licht bis zum Waldboden durchlässt.

Wald
Legende: Viel Grün, wenig Licht – traditioneller Wald im Kanton Zug. Keystone/Urs Flüeler

Dies soll sich ändern: Mit sogenannten lichten Wäldern soll wieder mehr Leben in den Wald zurückkehren. Im Wald «Räbholde» oberhalb von Ziefen BL und im Gebiet «Häuli» südlich von Bubendorf BL laufen Versuche mit solchen lichten Wäldern.

Leben kehrt mit voller Wucht zurück

Vor 20 Jahren hat Revierförster Balz Recher auf eigene Initiative bei Ziefen damit begonnen, den Wald auf einer Fläche von rund zwei Hektaren auszulichten. Recher hat rund die Hälfte der Bäume abgeholzt sowie Sträucher und Äste vom Waldboden entfernt. «Danach ging richtig die Post ab», sagt er rückblickend. Das Leben im und auf dem Waldboden kam mit voller Wucht.

Lichter Wald
Legende: Viel Licht, viel Grün – wenig Bäume. Lichter Wald bei Ziefen BL. zvg, Pro Natura

Es zeigte sich: Der Aufwand hat sich gelohnt. «Das satte Grün, wo man einfach am liebsten rein liegen würde, und der Spirit hier im Wald ist einfach unbeschreiblich», erzählt Recher. Und: Die Natur hat sichtlich Freude an seinem Projekt. So seien laut dem Revierförster in den vergangenen Jahren zehn Orchideenarten im lichten Wald gewachsen.

Fünf Jahre, bis sich lichter Wald etabliert

Dazu weitere Arten wie der Türkenbund, Waldlilien oder das Knabenkraut, die in einem dunklen Wald zu wenig Licht bekommen. Auch ein Gartenrotschwanz, der normalerweise in Gebieten mit Streuobstwiesen niste, habe im Wald bei Ziefen ein neues Zuhause gefunden. Ungefähr fünf Jahre habe es gedauert, bis die Fläche zwischen den Bäumen mit Gras bewachsen war und sich der lichte Wald etablieren konnte.

Recher bei Interview
Legende: Revierförster Balz Recher im Wald bei Ziefen – dort hat er vor 20 Jahren begonnen auszulichten, mit Erfolg. zvg Pro Natura

Mit seinem Projekt stiess Recher anfangs in der Bevölkerung jedoch auf Skepsis. «Die Leute dachten zu Beginn: Haben die einen Ecken ab?», erinnert er sich. Nun, wo man das Resultat sehe, erhalte er durchs Band positive Reaktionen.

Die Leute dachten zu Beginn: Haben die einen Ecken ab?
Autor: Balz Recher Revierförster Ziefen BL

Auf die Idee des lichten Waldes brachte ihn vor 20 Jahren ein älterer Mann. Dieser habe ihm von früheren Zeiten erzählt. «Damals haben die Bauern Lehm aus dem Wald geholt, um ihn als Dünger auf den Feldern zu verteilen.» Es entstanden Löcher im Wald, wo Orchideen und andere Pflanzen gedeihen konnten.

«Als ich das hörte, habe ich gedacht: Das probiere ich jetzt mal aus». Gesagt, getan – mit einem Resultat, das sich sehen lässt. Deshalb hat Recher vor Kurzem auch bei Bubendorf damit begonnen, einen Teil des Waldes auszulichten. Hier griff der Revierförster noch intensiver zur Kettensäge und entfernte rund drei Viertel der Bäume.

Weitere Wälder sollen noch folgen. Dafür will sich auch Pro Natura einsetzen, welches das Projekt von Recher finanziell unterstützt. Ein lichter Wald benötigt Pflege, vor allem zu Beginn: Brombeersträucher und Waldreben müssen ausgerissen und auch später müssen die grünen Wiesen einmal pro Jahr gemäht werden.

Das Ziel ist, mehrere lichte Waldstücke miteinander zu verbinden, damit sich Pflanzen und Tierarten noch besser ausbreiten können. «So können Tiere und Pflanzen aus lichten Wäldern wie Orchideen oder Tagfalter sich später auch im offenen Land weiter verbreiten», sagt Tabea Haupt, die bei Pro Natura für Wälder im Baselbiet zuständig ist.

Regionaljournal Basel, 28.05.2024, 17:30 Uhr ; 

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