Unter Eindruck der Corona-Pandemie haben Medizinerinnen und Pharma-Vertreter davor gewarnt, Krebserkrankungen zu spät zu erkennen und zu behandeln. Mit dem aktuellen Ansteigen der Fallzahlen brauchen wieder mehr Menschen einen Platz auf der Intensivstation, Operationen werden verschoben. Die Krebsliga ist besorgt.
Wir haben Rückmeldung von Krebsbetroffenen erhalten, die besorgt sind.
Bei der Krebsliga melden sich derzeit immer wieder verunsicherte Patientinnen und Patienten, wie Medien-Sprecherin Stefanie de Borba erklärt: «Wir haben Rückmeldung von Krebsbetroffenen erhalten, die besorgt sind, weil sie eine Tumoroperation vor sich haben und sie jetzt nicht wissen, ob sie diesen Eingriff machen lassen können.»
Keine Intensivbetten für nach der Krebsoperation
Während der letzten Woche haben die Spitäler gemeldet, dass ihre Intensivstationen wieder belegt sind und insbesondere nun junge Corona-Infizierte behandelt werden müssen. Verschiedene Spitäler schieben deshalb wie im letzten Jahr Operationen auf. Auch die Hausärztinnen und Hausärzte beobachten diese Entwicklung und verstehen die Sorge der Krebspatientinnen und -patienten.
Ein Intensivpflegeplatz kann Krebspatientinnen und -patienten im Moment nicht garantiert werden.
Philippe Luchsinger, Präsident von Hausärzte Schweiz erklärt: «Leute, die eine Chemotherapie benötigen und keine Intensivstation brauchen, sind von dieser Situation nicht betroffen. Wenn sie aber eine grössere Bauch- oder Brustoperation benötigen, dann sind sie darauf angewiesen, dass sie nachher einen Platz auf der Intensivstation bekommen. Ein solcher kann diesen Personen im Moment nicht garantiert werden.»
Die wissenschaftliche Corona-Task-Force des Bundes hat im Frühjahr hochgerechnet, welche Erkrankungen am ehesten betroffen von einem solchen Behandlungsaufschub wären. Darunter sind bösartige Tumore im Brustbereich sowie im Atemsystem.
Noch keine konkreten Zahlen
Doch aktuelle Zahlen zu aufgeschobenen Krebsbehandlungen gibt es weder bei der Krebsliga noch bei der medizinischen Fachgesellschaft. Im Moment gibt es nur Schätzungen dazu, ob sich im Corona-Jahr 2020 weniger Menschen präventiv auf Krebserkrankungen haben untersuchen lassen.
Wir gehen auch davon aus, dass besonders im letzten Frühjahr natürlich tatsächlich weniger Vorsorgeuntersuchungen gemacht wurden.
Krebsliga-Sprecherin de Borba sagt dazu: «Wir gehen auch davon aus, dass besonders im letzten Frühjahr tatsächlich weniger Vorsorgeuntersuchungen gemacht wurden – mindestens 10 Prozent wahrscheinlich.»
Diese Zurückhaltung haben auch die Hausärztinnen und -ärzte festgestellt. Laut Philippe Luchsinger von Hausärzte Schweiz (Verband der Hausärztinnen und -ärzte) sind diese Vorsorgeuntersuchungen aber inzwischen nachgeholt worden. Wenn nun die Sorge wegen eines Operationsstaus wächst, ist sie bei den Vorsorge-Untersuchungen unbegründet.