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Milliardärsfamilie verurteilt Fall Hinduja: Kein Menschenhandel, aber Gefängnis wegen Wucher

  • Die vier Mitglieder der reichen indischen Familie Hinduja haben sich nicht des Menschenhandels schuldig gemacht.
  • Das Genfer Strafgericht hat sie von diesem Vorwurf freigesprochen.
  • Stattdessen wurden sie wegen gewerbsmässigen Wuchers verurteilt – zu Gefängnisstrafen von vier bis viereinhalb Jahren Gefängnis.

Das Gericht war der Ansicht, dass die indischen Hausangestellten, die für die Familie Hinduja in deren Haus in Cologny arbeiteten, nicht gezwungen wurden, in die Schweiz zu kommen, um dort zu arbeiten. Vielmehr erhielten sie selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sie Kost und Logis erhielten, lächerliche Löhne.

Die reiche Familie habe so auf dem Rücken der Angestellten über die Jahre hinweg insgesamt 2.5 Millionen Franken gespart, urteilte das Gericht. Dabei habe die Familie die die schwache Position dieser Leute, von denen einige Analphabeten waren, ausgenutzt.

Der Patriarch Prakash Hinduja (79) und seine Frau Kamal (75) wurden wegen gewerbsmässigen Wuchers zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Ihre Schwiegertochter Narmarat und ihr Sohn Ajay erhielten eine vierjährige Freiheitsstrafe. Die Angeklagten waren bei der Urteilsverkündung nicht anwesend.

Der Fall des Hinduja-Clans

Hausangestellte des milliardenschweren indischen Hinduja-Clans im Genfer Nobelvorort Cologny sollen unter sklavenähnlichen Bedingungen gelebt und gearbeitet haben, so lautete die Anklage. Ihr Monatslohn betrug rund 300 Franken, die Arbeitszeit bis zu 18 Stunden täglich. Eine der Klägerinnen berichtete, dass sie im Luftschutzbunker schlafen musste. Unter diesen Bedingungen lebte und arbeitete sie 20 Jahre in der Villa des Hinduja-Clans.

Der Angeklagte Ajay Hinduja (mitte) verlässt mit seinen Anwälten das Gerichtsgebäude .
Legende: Einer der Angeklagten, Ajay Hinduja, (mitte) verlässt mit seinen Anwälten das Gerichtsgebäude während einer Pause nach der Wiederaufnahme des Prozesses am 10. Juni 2024. KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi

Die Arbeitskräfte wurden direkt aus Indien geholt. In der Schweiz wurde ihnen der Pass abgenommen. Ausbezahlt wurde das Salär auf Konten in Indien, auf die sie keinen Zugriff hatten. Drei der Angestellten hatten nun gegen die Familie geklagt.

SRF 4 News, 21.06.2024, 18 Uhr ; 

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