Ehepaare erhalten heute bis zu 1200 Franken weniger AHV pro Monat als unverheiratete Paare. Dies, weil ihre Renten heute «gedeckelt» sind. Sie dürfen das anderthalbfache einer AHV-Maximalrente nicht überschreiten. Anfang Jahr hat die Mitte-Partei eine Volksinitiative eingereicht, die das ändern will.
In der «Samstagsrundschau» von Radio SRF stellt sich nun auch Pierre-Yves Maillard, Präsident des Gewerkschaftsbunds, hinter die Initiative: «Es gibt viele Gründe, dieser Initiative zuzustimmen», so der SP-Ständerat. Der Gewerkschaftsbund werde die Initiative unterstützen, wenn es keine gute Lösung im Parlament gebe. Tiefere Renten für Ehepaare seien ungerecht und nicht mehr zu rechtfertigen.
Bundesrat hält Initiative für zu teuer
Gleich hohe Renten für Ehepaare wie für Unverheiratete: Das würde jährlich 3.8 Milliarden Franken kosten – zu teuer, findet der Bundesrat. Er stellte sich im Sommer gegen die Initiative und wies darauf hin, dass die bereits beschlossene 13. AHV-Monatsrente noch nicht finanziert sei. Diese verursacht Kosten von über vier Milliarden Franken. Das heisst: Beide Forderungen zusammen kosten rund acht Milliarden Franken pro Jahr.
Für Gewerkschaftsbundspräsident Maillard kein Problem: «Es ist möglich, hier zu investieren.» Auf eine Diskussion, ob wirklich alle Rentnerinnen und Rentner den Sozialausbau nötig hätten, lässt er sich nicht ein. Die Leute hätten heute tiefere Renten bei den Pensionskassen als vor 20 Jahren. «Wenn wir jetzt für die AHV sieben oder acht Milliarden mehr ausgeben müssen, dann ist das nur eine Kompensation für das, was bei den Pensionskassen geschehen ist.»
Ein Prozent mehr Mehrwertsteuer oder ein Prozent höhere Lohnbeiträge oder eine Kombination von beidem – das finanziert das ganze Programm.
Die Forderung der Mitte-Initiative nach gleichen Renten für Ehepaare ist populär: Selbst die rechten Parteien FDP und SVP sind offen für eine gewisse Erhöhung der Ehepaar-Renten. Allerdings wollen sie diese mit einem Abbau bei den Witwenrenten finanzieren.
Gewerkschafter Maillard will aber nichts wissen von einem solchen Gegengeschäft: Er will die 13. Monatsrente und die höheren Ehepaar-Renten allein mit einer höheren Mehrwertsteuer oder höheren Lohnabzüge finanzieren. «Ein Prozent mehr Mehrwertsteuer oder ein Prozent höhere Lohnbeiträge oder eine Kombination von beidem – das finanziert das ganze Programm», sagt er.
Gemäss den offiziellen Finanzprognosen des Bundes für die AHV würden allerdings Mehreinnahmen in dieser Höhe nicht ausreichen. Maillard hält diese Prognosen jedoch für zu pessimistisch.
Hohe Kosten für Arbeitstätige
Klar ist: Höhere Lohnabzüge treffen jüngere, arbeitstätige Menschen besonders stark. Gestützt auf die Finanzprognosen des Bundes würde eine Finanzierung von 13. Monatsrente und höheren Ehepaar-Renten einen Arbeitstätigen mit mittlerem Einkommen jährlich mit rund 650 Franken belasten.
Um ihnen zu helfen, verlangt Pierre-Yves Maillard noch einen weiteren Sozialausbau: Er möchte die Kinder- und Ausbildungszulagen erhöhen – konkret um 50 Franken pro Monat und Kind. Finanziert werden die Zulagen von den Arbeitgebern.
Das Ausbauprogramm des obersten Gewerkschafters also ist milliardenschwer – seine Chancen ungewiss. Denn bereits bei der Finanzierung der 13. AHV-Rente ist das Parlament zurzeit weit entfernt von einer mehrheitsfähigen Lösung.