Sportanlagen sorgen häufig für Diskussionen: In Zürich ist das geplante neue Hardturm-Stadion durch Rekurse blockiert, in Luzern streiten die Betreiberin der Swisspor-Arena und die Stadt aktuell lauthals, in Aarau warten Fussballfans seit Jahren auf den Ersatz des Stadions Brügglifeld. Eines haben alle diese Beispiele gemeinsam: Die betroffenen Fussballclubs spielen in den beiden obersten Ligen.
Nicht so in der Solothurner Kleinstadt Grenchen mit ihren gut 18'000 Einwohnerinnen und Einwohnern: Hier spielt der FC in der zweiten Liga, ist also ein Amateurverein. Das Fussballstadion der Stadt aber hat eine Kapazität von rund 10'000 Zuschauerinnen und Zuschauern. An den Spielen des FC Grenchen nehmen jeweils wenige Hundert Fans teil.
Grösstes Solothurner Stadion – mit Wakkerpreis
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Das Stadion Brühl ist die grösste Fussballarena im Kanton Solothurn. Das Stadion fasste zeitweise bis zu 15'000 Leute, aktuell noch immer um die 10'000. Mit einer Platzgrösse von 105 x 72 m (UEFA-Norm) und seinen vier hoch hinausragenden 700 Lux-Lichtmasten erfüllt das Stadion Brühl alle Kriterien für TV-Liveübertragungen von Abendspielen.
Das Stadion ist auch architektonisch bedeutungsvoll. Die Tribüne mit ihrem stützfreien Betonfaltdach, welches 1300 gedeckte und 800 ungedeckte Sitzplätze beherbergt, gehört zu den auffälligsten Elementen des Bauwerks und ist weitherum einzigartig. Dies blieb auch den Juroren nicht verborgen, welche im Jahr 2008 der Stadt Grenchen den Wakkerpreis für den sorgsamen Umgang mit diesem architektonischen Bijou verliehen haben.
Die 1962 erbaute Tribüne des Architekten und FCG-Torhüter Carlo Campoleoni wurde von der Wakker-Jury mit den folgenden Worten gewürdigt: «Es verleiht dem Bauwerk durch die aussergewöhnliche Faltung eine besondere skulpturale Qualität.»
Quellen: FC Grenchen, Recherchen SRF
Einstimmigkeit hingegen in Grenchen: Die 1962 erbaute Tribüne muss nun dringend saniert werden, die Stadt plant dafür ein Projekt über 2.4 Millionen Franken. Die denkmalgeschützte Betonkonstruktion hat Risse, der Regen dringt bis in die Garderoben, der Gastrobereich sei «schäbig», hiess es im Gemeinderat.
Am Dienstagabend hat dieser das Sanierungsprojekt genehmigt, und zwar einstimmig. Von links bis rechts ist man sich in der Uhrenstadt einig: Das Fussballstadion ist ein Wahrzeichen der Stadt. SVP-Gemeinderat Ivo von Büren meint: «Wenn man die Infrastruktur erhalten will, dann muss man jetzt sanieren. Es kann nicht sein, dass es durch drei Böden hindurch regnet.» Remo Bill von der SP ergänzt: «Dieses Stadion gehört zu Grenchen, ob jetzt 10'000 Menschen drinstehen oder 200.»
Die Stadt schwelgt in schönen Erinnerungen: Für viele Grenchnerinnen und Grenchner steht das Stadion Brühl für grosse Momente in der Sportgeschichte der Stadt. Der FC Grenchen wurde 1959 Cupsieger, 1964 zum fünften Mal Vize-Schweizermeister. Bis 1995 spielte der Verein noch in der Nationalliga B. Danach aber führten finanzielle Probleme zum Abstieg in die Amateurligen.
Diese Erinnerungen an bessere Zeiten waren im Gemeinderat sehr präsent. «Bei der letzten Nati-B-Meisterfeier war ich als kleiner Junge dabei», erzählt Mitte-Gemeinderat Matthais Meier-Moreno. «Die Spieler rannten mit einem mit Champagner gefüllten Pokal an mir vorbei und ich wurde geduscht.» Alexander Kohli von der FDP wünscht sich eine ebenso rosige Zukunft für den FC Grenchen: «Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und dafür braucht man ein Stadion, das ein bisschen 'eine Schnörre macht'».
Die glorreichen Zeiten des FC Grenchen
Vielleicht löst Football den Fussball ab: Als Fussballstadion hat die Grenchner Sportstätte ihre Glanzzeiten also sicher hinter sich. Auch der bis 2019 ausgetragene «Uhrencup» ist Vergangenheit. Bei diesem Turnier traten ab 1962 jeweils internationale Spitzenvereine auf.
Nun bahnt sich eine neue Nutzung an: Bereits zwei Mal wurden die Finalspiele im American Football in Grenchen durchgeführt. Das Stadion mit seiner grossen gedeckten Tribüne und ohne Leichtathletikbahn sei für diese Sportart sehr geeignet, sagte ein Verbandsvertreter in der «Solothurner Zeitung». Als mögliches Nationalstadion für den Football würde die Stadt Grenchen wohl auch von neuen Bundesgeldern profitieren.
Zwar füllt die Randsportart das Stadion natürlich ebenfalls nicht – aber immerhin waren bei den Finalspielen laut Zeitungsberichten jeweils «mehrere Hundert» Fans anwesend. Etwas mehr als beim FC Grenchen also.
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