Rund 170 Botschaften, Konsulate, Kleinstvertretungen auf der ganzen Welt: Die Schweiz ist mit einem vergleichsweise dichten Netz von Vertretungen im Ausland präsent. Das engmaschige Aussennetz habe sich gerade in der Krise bewährt, schreibt nun der Bundesrat in seinem Aussenpolitischen Bericht. Allerdings seien manche Vertretungen «personell zu wenig durchhaltefähig».
Daher reagiert der Bund jetzt mit einem Ausbau. Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) schreibt auf Anfrage von Radio SRF: «Geplant ist, 35 Stellen in den kommenden vier Jahren von der EDA-Zentrale ins Aussennetz zu verschieben.» Zum Vergleich: Insgesamt arbeiten rund 6000 Angestellte in der EDA-Zentrale und der ganzen Welt.
Rascherer Einsatz in Krisensituationen
Der Nutzen des Schweizer Aussennetzes habe sich gerade in der Corona-Pandemie gezeigt, schreibt das EDA: Die Vertretungen im Ausland halfen im letzten Frühling bei der Rückführung von über 7000 Personen aus der Schweiz im Ausland. Es war die grösste Rückholaktion der Schweizer Geschichte.
Aber auch bei der humanitären Soforthilfe in Entwicklungsländern, wo die Folgen der Pandemie am schwerwiegendsten seien, hätten sich die Schweizer Vertretungen bewährt. Profitieren von der Stellenverschiebung sollen nun gemäss der aussenpolitischen Strategie des Bundesrats einerseits Vertretungen in «schwierigen Kontexten», also in Ländern etwa, die von Konflikten und Gewalt geprägt sind.
Klein- und Kleinstvertretungen (...) müssen in der Lage sein, einsatzfähig zu bleiben, auch wenn eine Krise wie die gegenwärtige Pandemie andauert.
Andererseits sollen nach Angaben des EDA auch gezielt Kleinstvertretungen aufgestockt werden – die sogenannten «Laptop-Botschaften», auf denen manchmal nur ein einziger Botschafter, eine einzige Botschafterin mit ein paar lokalen Angestellten arbeitet. «Es handelt sich um Klein- und Kleinstvertretungen, die über zu wenig versetzbares Personal verfügen. Sie müssen in der Lage sein, einsatzfähig zu bleiben, auch wenn eine Krise wie die gegenwärtige Pandemie andauert», schreibt das EDA.
Von der Finanzkontrolle einst kritisiert
Das ist eine Kehrtwende: Just mit diesen Kleinstvertretungen wollte das EDA ursprünglich sparen. Die auf ein Minimum reduzierten Vertretungen weckten vor zwei Jahren allerdings die Kritik der Eidgenössischen Finanzkontrolle: So würden bloss Ressourcen breit gestreut, ohne dass damit Grösseres bewirkt werde. Den Kleinstvertretungen fehle es an Profil und Sichtbarkeit.
Dass nun die eine oder andere Kleinstvertretung aufgewertet werden könnte, begrüsst die Präsidentin der Aussenpolitischen Kommission (APK), die Grünliberale Nationalrätin Tiana Angelina Moser, auch wenn dafür Stellen in der Berner EDA-Zentrale verschwinden: «Ich befürworte eine Stärkung des Schweizer Aussennetzes grundsätzlich, weil ich überzeugt bin, dass dies für die global orientierte Schweiz sehr wichtig ist.»
Das müsse nicht zwingend eine Schwächung der Zentrale bedeuten, so Moser. «Es wird an der Aussenpolitischen Kommission sein zu diskutieren, wie eine Win-win-Situation sichergestellt werden kann.» Welche Vertretungen in welchen Ländern gestärkt werden, lässt das EDA offen.