- Nach kritischen Medienberichten zu seiner Wahl als neuer Präsident der Schweizer Bischofskonferenz hat Charles Morerod einen Brief aus Rom über sich selbst veröffentlicht.
- Es geht dabei um seinen Umgang mit Missbrauchsfällen in der Kirche.
- Morerod stellt darin sowohl «Vertrauensbeweise als auch zwei Vorwürfe» fest, wie er in einer Medienmitteilung vom Freitag schrieb.
Das Vertrauen bezieht sich darauf, dass es keine Vertuschung gegeben habe. Dies bestätige im Übrigen, was der Freiburger Generalstaatsanwalt im Dezember 2023 nach einem Dialog mit seinen Westschweizer Kollegen veröffentlicht habe.
Man wirft mir vor, nicht immer eine kanonische Untersuchung eingeleitet zu haben: Das ist wahr.
«In dem Schreiben wird mir für meine Nähe zu den Opfern gedankt», heisst es im Communiqué weiter. «Man wirft mir vor, nicht immer eine kanonische Untersuchung eingeleitet zu haben: Das ist wahr», fügte er hinzu. «Etwa vier Monate, nachdem ich Bischof geworden war, traf ich mich mit Opfern, die mir sagten, dass sie den innerkirchlichen Verfahren nicht mehr trauten und die Einrichtung einer unabhängigen Kommission forderten.»
«Ich habe ihnen geholfen, die Kommission Cecar zu gründen», sagte der 63-jährige Freiburger Bischof. «Und ich habe ihre Anmerkungen zu den internen Verfahren berücksichtigt, indem ich mich an die Justiz des Staates gewandt habe.»
In Verbindung mit den Forderungen der Opfer sage er auch «seit fast zehn Jahren, dass ich Beschwerden an die Justiz weiterleiten werde, auch wenn das Opfer dies nicht möchte, um weitere Opfer zu vermeiden», so Morerod weiter. Die Cecar dient als Anhörungs-, Schlichtungs-, Schieds- und Genugtuungskommission für Missbrauchsopfer.
Kritik an Personalentscheiden
Ein weiterer Vorwurf aus Rom lautet, dass Morerod bei der Anstellung von Mitarbeitenden «kein gutes Urteilsvermögen» gehabt habe. Dies betrifft den derzeitigen Generalvikar Bernard Sonney, gegen den Missbrauchsvorwürfe erhoben wurden und der seit dem vergangenen Jahr sein Amt ruhen lässt.
Morerod verteidigte derweil seinen Generalvikar. Laut Rom werde dem Generalvikar kein Vergehen vorgeworfen und es hänge von der Entscheidung des Bischofs ab, ihn im Amt zu belassen. «Da eine Strafe rechtlich nicht gerechtfertigt ist, setzt Bernard Sonney seinen Dienst als Priester fort und wir werden gemeinsam sehen, welche Form diese Wiederaufnahme haben wird», schreibt Morerod.
Die Schweizer Bischöfe hätten zwar eine Zusammenfassung des Berichts erstellt, aber die fehlende Veröffentlichung sei als Vertuschung ausgelegt worden, räumte der Bischof von Freiburg ein. Die betroffenen Bischöfe hatten zunächst gemeinsam beschlossen, den Bericht nicht zu veröffentlichen, weil man sonst Gefahr laufen würde, alles zu veröffentlichen, was aus Rom komme, erklärte Morerod.
Eine Frage des Alters
Seine am Mittwoch kommunizierte Ernennung als Vorsitzender der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) sei im Übrigen insbesondere darauf zurückzuführen, dass er, angesichts des Alters mehrerer Mitglieder der Konferenz, «der einzige Wählbare» gewesen sei.
Der bisherige Präsident, der Basler Bischof Felix Gmür, durfte aufgrund einer Amtszeitbeschränkung nicht mehr antreten. Der 58-Jährige führte die Bischofskonferenz von 2019 bis 2021 und 2022 bis 2024.
Nach den Statuten der SBK ist eine dritte Amtszeit nicht möglich. Andere Bischöfe, wie etwa der 76-jährige Joseph Maria Bonnemain, galten als zu alt für eine Ernennung.