- Eine Studie im Auftrag des Verbands der Immobilienwirtschaft stellt die Förderung von günstigen Wohnungen in Genossenschaften infrage.
- Sie kommt zum Schluss, dass es stattdessen sinnvoller wäre, Mieter direkt zu unterstützen, ähnlich wie die Prämienverbilligung bei den Krankenkassen.
- Der Vorschlag stösst jedoch auf Kritik vom Mieterinnen- und Mieterverband.
Die Mieten steigen, es werden zu wenig neue Wohnungen gebaut und die Wohnungsnot wird akuter. Vor Monaten hat der Bundesrat deshalb zu runden Tischen geladen und einen Aktionsplan erlassen. Doch die Massnahmen haben bislang kaum Wirkung gezeigt.
Nun schlägt eine Studie der Immobilienwirtschaft einen neuen Ansatz vor: Statt den Bau von preisgünstigen Wohnungen wie etwa in Genossenschaften zu fördern, sollen die Städte, aber auch der Bund die Mieten direkt vergünstigen.
Wenn man eine günstigere Wohnung bekommt, verlässt man sie nie, selbst wenn man die Unterstützung nicht mehr braucht.
Der genossenschaftliche Wohnungsbau sei zu wenig zielgerichtet, sagt Studienautor und Ökonom Marco Salvi. «Das Problem ist, wenn man eine günstigere Wohnung bekommt, verlässt man sie nie, selbst wenn man die Unterstützung nicht mehr braucht.» So würden die Wohnungen, aber eben nicht die Menschen unterstützt, sagt Salvi.
Basel-Stadt zahlt schon Mietsubventionen
Im Moment fliesse das Geld zur Förderung von günstigem Wohnbau noch zum grössten Teil in die Wohnraumverbilligung, sagt Beat Walti, der Präsident des Verbands der Immobilienwirtschaft, der die Studie in Auftrag gegeben hat. «Wenn es über die Zeit gelingt, auf allen Ebenen eine direkte Förderung, also Hilfe für die Betroffenen zu installieren, dann kann das auch abgelöst und gesamthaft betrachtet werden.»
Der Kanton Basel-Stadt kennt bereits die Subventionierung von Mietenden und gibt dafür jährlich zwölf Millionen Franken aus. Eine schweizweite Verbilligung nach dem gleichen Modell würde laut der Studie 700 Millionen Franken kosten. In etwa gleich viel wird heute schon für den gemeinnützigen Wohnungsbau aufgewendet.
Mieterverband: Renditen werden nach oben getrieben
Gar nichts von diesem Modell hält der Mieterinnen- und Mieterverband, wie dessen Vizepräsident Michael Töngi erklärt: «Mit diesem Modell würde man einzig den renditegetriebenen Immobilienmarkt staatlich subventionieren.» Daher müssten auch weiterhin preisgünstige Wohnungen gefördert werden, «weil die auch auf Dauer günstig bleiben», so Töngi.
Mit diesem Modell würde man einzig den renditegetriebenen Immobilienmarkt staatlich subventionieren.
Walti von der Immobilienwirtschaft widerspricht der Kritik. Sie treffe nicht zu, und dies besonders dann nicht, «wenn es gelingt, auch die Angebotsseite besser zu entwickeln».
Einig sind sich die beiden Verbände darin, dass mehr Wohnungsbau die Preise drückt. Die Immobilienwirtschaft könnte sich indes auch vorstellen, dass es künftig eine Mischform von genossenschaftlichem Wohnbau und direkt subventionierten Mieten geben könnte.