Die Mitteilung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) vom Freitagvormittag kam nicht aus heiterem Himmel. Amtsdirektor Pascal Strupler hatte schon am Dienstag in der SRF-Sendung Club die Nachricht bewusst platziert: «Wir stehen ein paar Stunden vor Abschluss eines Kaufvertrags.» Der Abschluss kam zustande, auch wenn nach etwas mehr Zeit als nur ein paar Stunden.
Die finanziellen Details des Deals bleiben im Dunkeln. Wie viel Geld in die USA fliesst für den Impfstoff, den es noch nicht gibt, und ob ein Teil der Summe sofort fliesst – kein Kommentar: «Da hat der Bund zusammen mit der Firma Stillschweigen vereinbart», sagt Mark Witschi, Leiter der Sektion Impfempfehlungen und Bekämpfungsmassnahmen beim Bundesamt für Gesundheit.
Weitere Verhandlungen laufen
Witschi macht aber klar, dass parallel weitere Verhandlungen mit anderen Pharma-Firmen geführt würden, die nach einem Covid-Impfstoff forschten. Daraus kann man schliessen, dass noch nicht die ganzen reservierten 300 Millionen Franken für den ersten Deal verwendet werden.
Auf jeden Fall ist die Investition ein finanzielles Risiko. Scheitert die Entwicklung der Impfung auf der Zielgeraden, verliert die Schweiz Geld – wieviel gehört auch zu den Geheimnissen dieses Vertragsabschlusses.
Wenn sich der erste Impfstoff bewährt, kann es sein, dass man versucht, weitere Dosen von diesem zu beschaffen.
Aber auch wenn es klappt: Die 4.5 Millionen Impfdosen werden nicht genügen. Weil sich jeder und jede zweimal impfen lassen müsste, könnte sich nur etwas mehr als ein Viertel der Menschen im Land schützen – zu wenig, sagt Witschi vom BAG.
«Wir haben uns als Gesamtziel sicher mehr als die Hälfte der Bevölkerung vorgenommen. Deshalb ist es wichtig, dass weitere Impfstoffe folgen. Es kann aber auch sein, dass man weitere Dosen von diesem Impfstoff zu beschaffen versucht, wenn er sich bewährt.»
Impfpflicht kein Thema
Bis dahin stellt sich die Frage, wer zuerst an die Reihe kommt. Das werde man zusammen mit der eidgenössischen Kommission für Impffragen anschauen. Sicher müsse man aber zuerst an die sogenannten Risikogruppen denken: «Die Senioren und Leute mit Vorerkrankungen gelten als besonders gefährdete Personen und sind im Fokus der ersten Impfung. Sie, oder, wenn sich der Impfstoff nicht eignen würde, die engsten Kontakte, damit sie indirekt geschützt sind.»
Eine Impfpflicht für gewisse Gruppen – wie sie rechtlich möglich wäre – sei für den Bund grundsätzlich kein Thema, betont Witschi. Man werde mit Information und Aufklärung zu erreichen versuchen, dass sich impfen lässt, wer sich impfen lassen sollte.