Ein Mensch müsse es werden, erklärte Alain Berset auf seine Nachfolge angesprochen. Darüber hinaus bleibt aber vieles offen. Eine Tendenz lässt sich einzig in der regionalen Herkunft erkennen: Nach der Bundesratswahl von Elisabeth Baume-Schneider deutet vieles darauf hin, dass der Nachfolger oder die Nachfolgerin aus einem Zentrum in der Deutschschweiz kommen dürfte.
Ein bekannter Name aus dem Kanton Zürich
Dass der bevölkerungsreichste Kanton in der Landesregierung nicht vertreten ist, ist historisch gesehen eine Ausnahme. Wenn es nun darum geht, dieses Gleichgewicht aus Zürcher Sicht wieder herzustellen, fällt unweigerlich der Name des langjährigen Ständerats Daniel Jositsch. Im letzten Herbst endete seine Kandidatur um die Nachfolge Simonetta Sommarugas allerdings mit Knatsch innerhalb der Partei. Von SRF auf eine mögliche erneute Bundesratskandidatur angesprochen erklärt Jositsch, dass dies «ein Thema sei». Er müsse dies zuerst mit der Kantonalpartei diskutieren. Der 58-Jährige verspricht, bereits in den kommenden Tagen kommunizieren zu wollen – und gibt damit schon einmal das Tempo vor.
Das Kandidatenkarussell für die Berset-Nachfolge
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Bild 1 von 12. Evi Allemann. Die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (Jahrgang 1978) kandidiert für den Bundesrat. Von 2003 bis 2018 war die Juristin im Nationalrat. Bildquelle: KEYSTONE/Alessandro Della Valle.
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Bild 2 von 12. Allemann hatte bereits letztes Jahr für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga kandidert. Sie unterlag damals in der internen Ausmarchung Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider. Bildquelle: Keystone/Peter Klaunzer.
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Bild 3 von 12. Roger Nordmann. Der Waadtländer SP-Nationalrat Roger Nordmann (Jahrgang 1973) will in die Landesregierung, wie er anfangs Oktober an einer Medienkonferenz bekannt gab. Bildquelle: KEYSTONE/Anthony Anex.
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Bild 4 von 12. Nordmann sitzt seit 2004 in der Grossen Kammer unter der Bundeshauskuppel. Viermal wurde er wiedergewählt. Im Nationalrat ist er Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Von 2015 bis 2023 war er Fraktionschef. Bildquelle: KEYSTONE/Gaetan Bally.
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Bild 5 von 12. Jon Pult. Der Bündner Nationalrat Jon Pult (Jahrgang 1984) kandidiert offiziell für den Bundesrat. Der schweizerisch-italienische Doppelbürger wurde 2019 in den Nationalrat gewählt. Bildquelle: Keystone / Alessandro Della Valle.
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Bild 6 von 12. Pult gilt als eines der grössten Talente der SP und als guter Rhetoriker. Schon ein Jahr nach seinem Einzug ins Parlament machte ihn die SP zum Vizepräsidenten. Bildquelle: Keystone / PABLO GIANINAZZI.
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Bild 7 von 12. Beat Jans. Der frühere Nationalrat und heutige Basler Regierungspräsident Beat Jans (Jahrgang 1964) will Bundesrat werden, wie er am 22. September offiziell bekannt gab. Bildquelle: KEYSTONE/Peter Schneider.
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Bild 8 von 12. «Ich würde das Amt gerne und mit Überzeugung ausüben», sagte Jans an der Konferenz. Er hätte auch aus regionalpolitischen Überlegungen gute Chancen. Der Kanton Basel-Stadt war schon lange nicht mehr im Bundesrat vertreten. Bildquelle: KEYSTONE / Peter Schneider.
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Bild 9 von 12. Matthias Aebischer. Der Berner Nationalrat Matthias Aebischer (Jahrgang 1967) will die Nachfolge von Alain Berset antreten. Bildquelle: Keystone / ALESSANDRO DELLA VALLE.
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Bild 10 von 12. Vor seiner Zeit im Nationalrat war Aebischer unter anderem Moderator verschiedener Sendungen beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF und erlangte dadurch in der Deutschschweiz grosse Bekanntheit. Bildquelle: SRF.
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Bild 11 von 12. Daniel Jositsch. Der Zürcher Ständerat (Jahrgang 1965) kandidiert offiziell für den Bundesrat. Nach dem Rücktritt von Simonetta Sommaruga im vergangenen Jahr hatte Daniel Jositsch bereits kandidiert, obwohl die SP ein reines Frauenticket beschlossen hatte. Bildquelle: KEYSTONE/ANTHONY ANEX.
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Bild 12 von 12. Bei der Wahl durch die Bundesversammlung erhielt er in den ersten Wahlgängen zahlreiche Stimmen. Schliesslich setzte sich jedoch Elisabeth Baume-Schneider durch. Für ihn als Bundesrat sprechen seine Erfahrung in Bundesbern und seine urbane Herkunft. Jositsch gilt als Vertreter des rechten Flügels der SP. Bildquelle: KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE.
Ein weiterer prominenter Name aus der Zürcher Politik geht es noch etwas gemächlicher an. Die amtierende Justizdirektorin Jacqueline Fehr kennt sich ebenfalls aus mit Bundesratskandidaturen. 2010 schickte sie die Partei in einem Zweierticket ins Rennen. Der Entscheid fiel dann aber zugunsten von Simonetta Sommaruga aus. Von SRF am Mittwoch auf eine mögliche neuerliche Kandidatur angesprochen, zeigte sich Fehr noch zurückhaltend: «Heute ist der Tag von Alain.»
Eine Riege an Namen aus der Region Basel
Seit nunmehr 50 Jahren hat die Region Basel keinen Vertreter oder Vertreterin mehr in die Landesregierung geschickt. Im vergangenen Dezember wähnte man sich am Rheinknie ganz nah, doch am Ende machte die Jurassierin Elisabeth Baume-Schneider etwas überraschend das Rennen vor der Basler Ständerätin Eva Herzog. Deren Name wird auch jetzt wieder genannt. Herzog selbst sagt gegenüber SRF: «Ich werde mir eine Kandidatur gut überlegen.»
Schon etwas konkreter wird der alt-Nationalrat und amtierende Basler Regierungspräsident Beat Jans: «Ich fühle mich geehrt, für das Amt des Bundesrates ins Spiel gebracht zu werden, und natürlich wäre das eine sehr faszinierende Aufgabe für mich.» Noch sei er allerdings zufrieden in Basel. Er werde sich über die Sommerferien Zeit nehmen, die Frage einer Kandidatur mit seiner Familie zu prüfen.
Ein weiterer prominenter Name aus der Region ist derjenige von Eric Nussbaumer (Nationalrat SP/BL), prominentes Mitglied der aussenpolitischen Kommission und wichtige Stimme im Europa-Dossier. Auch er bestätigt gegenüber SRF, sich mit einer Kandidatur auseinanderzusetzen. Sein Amtskollege Mustafa Atici zeigt sich gegenüber lokalen Medien in Basel ebenfalls offen für eine Kandidatur.
Ein Berner will es sich überlegen
Obwohl die Berner Regierungsrätin Evi Allemann bei den letzten Bundesratswahlen in der parteiinternen Ausmarchung gescheitert ist, gibt sie nicht auf. Sie überlegt sich eine Kandidatur. Auch Nationalrat Matthias Aebischer aus der Stadt Bern braucht Bedenkzeit. Er wolle sich im Sommer die Zeit nehmen, darüber in aller Ruhe nachzudenken und einige Gespräche zu führen.
Auch jüngere Generation könnte zum Zuge kommen
Ebenfalls als Kandidaten gehandelt werden zwei unter 40-Jährige, die allerdings beide über reichlich Politerfahrung verfügen.
Der 37-jährige Aargauer Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP Schweiz, zeigt sich gegenüber einer Kandidatur nicht grundsätzlich abgeneigt. Im Moment liege sein Fokus aber auf den anstehenden Wahlen im Herbst. «Alles Andere werden wir in den kommenden Monaten klären», sagte Wermuth gegenüber SRF.
Ebenfalls als Kandidat ins Spiel gebracht wird der 38-jährige Bündner Jon Pult. Der Verkehrspolitiker ist zwar erst seit vier Jahren im Nationalrat, aber als Präsident der Alpen-Initiative schon länger schweizweit bekannt. Er teilt auf Twitter mit, sich «sorgfältig und in aller Ruhe» eine Kandidatur zu überlegen. Er sei von vielen für die Berset-Nachfolge ins Spiel gebracht worden.
Wie positionieren sich die Grünen und die Grünliberalen?
2019 scheiterte ein Angriff der Grünen mit der damaligen Nationalrätin Regula Rytz (BE) auf den Sitz von Aussenminister Ignazio Cassis. Auch jetzt will die Partei gemäss eigenen Aussagen «alle Szenarien prüfen». Auch die Grünliberalen rechnen sich offenbar Chancen aus, der SP einen Sitz strittig zu machen. Für die Neubesetzung sei der Ausgang der Wahlen am 22. Oktober massgeblich, erklären sie in einer Mitteilung.