Zum ersten Mal hat das Basler Fasnachts-Comité in diesem Jahr einen Leitfaden gegen jegliche Form von Diskriminierung erstellt. Dies, weil in der Vergangenheit auch schon rassistische Sujets an der Fasnacht aufgetaucht waren. Nun ziehen die Zürcher Zünfte nach. Am diesjährigen Sechseläuten gilt ein Verhaltenskodex, der die Grundsätze für ein «respektvolles Miteinander» formuliert.
«Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Sexismus, Beschimpfungen, Herabwürdigung entsprechen nicht dem Geist des Sechseläutens», heisst es im Kodex, der SRF bereits vorliegt. Die Verhaltensregeln entsprechen praktisch eins zu eins jenen der Basler Fasnacht, zeigt der Vergleich.
Bereits vor einigen Wochen kündigte Christian Bretscher, Zunftmeister der Kämbel-Zunft gegenüber SRF an, dass sich das Zentralkomitee der Zürcher Zünfte (ZZZ) überlege, ob ein solcher Leitfaden nach Basler Vorbild auch für das Zürcher Sechseläuten sinnvoll sein könnte.
Dass sich das ZZZ nun dafür entschieden hat, dürfte insbesondere mit dem Vorfall am letzten Sechseläuten zusammenhängen. Damals sorgte ein Auftritt an einem Zunftanlass für Empörung.
Mit Bastrock und schwarz bemaltem Gesicht
An jenem Anlass im April 2023 trat ein schwarz geschminkter Mann, mit Kraushaarperücke und Bastrock und einem Knochen in der Hand auf. Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) kritisierte den Auftritt scharf.
«Das ist eine primitive Art, es miteinander lustig zu haben.» Es sei zwar ein privater Anlass im Umfeld des Sechseläutens gewesen, trotzdem müssten sich die Zünfte zu diesem Verhalten positionieren, sagte Mauch damals.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft, die eine Voruntersuchung eingeleitet hatte, schätzte den Sketch als «geschmacklos, aber nicht strafbar» ein.
Dieser Einschätzung gebe es nichts hinzuzufügen, schreibt das Zentralkomitee der Zürcher Zünfte. Es hat sich im letzten Jahr auch mit der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus ausgetauscht.
Keine Zensurbehörde
Trotz Verhaltenskodex wolle das Zentralkomitee der Zürcher Zünfte keine Zensurbehörde sein. Man wolle nicht befehlen, sondern einzig empfehlen. «Das Sechseläuten soll weiterhin ein fröhliches und von kommerziellen und politischen Einflüssen freies Fest bleiben.»
Wir können und wollen nicht befehlen, sondern einzig empfehlen.
Das Sechseläuten und die gegenseitigen Besuche am abendlichen Auszug seien geprägt von Humor. Die Reden könnten politisch, gesellschaftspolitisch, kritisch, trivial, kompliziert, traurig, lustig, spöttisch, anspruchsvoll oder anspruchslos und vieles mehr sein.
Fast alle Formen von Kreativität seien denkbar und geduldet, solange sie die Grundsätze für ein respektvolles Miteinander respektieren würden, schreibt das ZZZ.