Schwarz geschminkt, mit Kraushaarperücke und Bastrock, als weitere Requisite ein grosser Knochen in der Hand: So ausstaffiert mimt jemand am «Ball beim Böögg» am Samstag vor dem Sechseläuten eine schwarze Person. An den Ball sind rund 140 Persönlichkeiten aus der Zürcher Wirtschaft eingeladen. Wie ein geleaktes Video im «Tages-Anzeiger» zeigt, wird die Darbietung mit Gelächter quittiert.
Nun hat der Vorfall möglicherweise juristische Konsequenzen. Auf Anfrage schreibt der Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft, Erich Wenzinger: «Die Staatsanwaltschaft Zürich-Limmat hat ein sogenanntes Vorabklärungsverfahren eröffnet.» Dabei handelt es sich um eine Vorprüfung. Diese soll klären, ob es einen hinreichenden Tatverdacht für ein Offizialdelikt gibt und eine Strafuntersuchung möglich wäre.
Stadtpräsidentin fordert Zünfte zum Handeln auf
Abgesehen von den rechtlichen Konsequenzen kommt der Auftritt am «Ball beim Böögg» auch sonst nicht gut an. Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) zum Beispiel, nimmt kein Blatt vor den Mund: «Es ist total daneben, was da aufgeführt wird» Es werde abwertend über Menschen mit schwarzer Hautfarbe hergezogen. «Das ist eine primitive Art, es miteinander lustig zu haben.» Es sei zwar ein privater Anlass im Umfeld des Sechseläutens gewesen, trotzdem müssten sich die Zünfte zu diesem Verhalten positionieren. «Die Zünfte müssen sich vertieft mit diesen Fragen auseinandersetzen, diesen Anspruch habe ich.» Falls die Rassismus-Strafnorm verletzt worden sei, müsse dies entsprechend geahndet werden.
Die Zünfte müssen sich vertieft mit diesen Fragen auseinandersetzen.
Die Schelte der Stadtpräsidentin scheint umgehend zu wirken. Schriftlich teilt das Zentralkomitee der Zünfte (ZZZ) am späteren Nachmittag mit: «Das ZZZ und die Zürcher Zünfte halten fest, dass sie jegliche Form von Rassismus ablehnen.» Und sie geloben: «Das ZZZ wird sich zusammen mit den Zunftmeistern aktiv mit der Thematik auseinandersetzen.»
Wir lehnen jegliche Form von Rassismus ab.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat der Vorfall schon für viel Unmut gesorgt. Auf Twitter kritisiert auch die Zürcher Justizdirektorin Jaqueline Fehr (SP) den Auftritt und fragt, «woher kommt ein Humor, der davon lebt, andere Menschen herabzusetzen?»
Ähnlich äussert sich Alma Wiecken, Geschäftsführerin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus. Für sie ist klar: «Diese Art von Blackfacing ist rassistisch. Es ist erstaunlich, dass es heutzutage noch Leute gibt, die das lustig finden.» Ob mit der Darbietung die Rassismus-Strafnorm verletzt wurde, müsse jetzt die Strafverfolgungsbehörde prüfen.
Diese Art von Blackfacing ist rassistisch.
Genau dies will die Zürcher Staatsanwaltschaft jetzt tun. Wie lange das dauert und was sie alles abklärt, ist offen. Bis die Vorprüfung abgeschlossen ist, erteilt sie keine weiteren Auskünfte.