Er habe sich gefreut, all seine Kolleginnen und Kollegen wiederzusehen, sagt Schüler Pablo Conca am Gymnasium Hofwil im Kanton Bern. Doch er fügt an: «Abstand halten, das ist schon schwierig.»
Doch genau darum geht es an den Mittel- und Berufsschulen: Wie die zwei Meter Abstand einhalten? Am Gymnasium Hofwil ist der Unterricht – wie fast überall im Kanton Bern – in Halbklassen organisiert. Das Klassenzimmer ist halb leer, die Schülerinnen und Schüler kommen jeweils am Vor- oder Nachmittag in die Schule. Zudem hat die Schulleitung die Schulzimmer neu aufgeteilt.
Dieses Konzept haben die meisten Kantone in der Schweiz gewählt, wie eine Umfrage von «10vor10» zeigt:
Die meisten Kantone beginnen heute mit Halbklassen. Uri, Appenzell Innerrhoden und Nidwalden setzen auf ganze Klassen. Glarus hat verschiedene Lösungen. Zug, Luzern, Schwyz und das Tessin hingegen führen bis zu den Sommerferien den Fernunterricht fort.
Langsames Anfahren vs. weiter Fernunterricht
Peter Stalder, der Rektor am Gymnasium Hofwil im Kanton Bern, möchte am liebsten wieder zum Vollunterricht zurück. Er sieht aber auch Vorteile bei einem schrittweisen Start: «Ich schätze den Zwischenschritt, es ist eine Sensibilisierungsphase für Schüler nach der Zeit zu Hause.»
Für den Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss hingegen macht Halbunterricht keinen Sinn. «Es ist eine Güterabwägung. Was ist der Aufwand von Halbklassen und was bringt es? Wir finden den Aufwand nicht gerechtfertigt.» Daher betreiben Gymnasien in Zug weiter Fernunterricht.
Lockerung der Abstandsregel
Die Distanzvorgaben an Mittel- und Berufsschulen, die der Bund erlassen hat, sind harsch kritisiert worden. Die Zürcher Erziehungsdirektorin Silvia Steiner sagte etwa, die Vorgaben seien zu einschneidend.
Darauf reagiert das Bundesamt für Gesundheit exakt am Montag, als die Mittel- und Berufsschulen den Betrieb mit neuen Konzepten wieder aufnehmen. In einer Mitteilung steht, die zwei Meter Abstand sollten nicht mehr strikt, sondern «wann immer möglich» eingehalten werden. Auch jene Schulen, an denen bisher zu wenig Platz vorhanden war für die geforderten Distanzen, können jetzt wieder auf Präsenzunterricht setzen.
Vorläufig keine Änderung
Das Gymnasium Hofwil will den Modus aber nicht schon wieder anpassen, sagt Rektor Peter Stalder: «Ich kann mir vorstellen, das wir beim aktuellen Konzept bleiben. Aber vielleicht müssen wir nicht immer so streng sein mit den zwei Metern Abstand.»