Hoch über dem Vierwaldstättersee baumelt eine Gruppe von Bauarbeitern an Klettergurten vor einer senkrechten Felswand. Routiniert rammen sie ihre Brecheisen in das Gestein. Kurz darauf kracht ein riesiger Brocken in die Tiefe und zerschellt in tausend Einzelteile.
Dieses Bild bot sich in den letzten Tagen oberhalb der Axenstrasse. Der Abbruch war notwendig, weil der Felsen vor Kurzem zu rutschen begann. Er drohte auf die Strasse zu donnern, welche mitten durch den Hang gebaut ist. Anfang Oktober waren präventiv bereits 600 Tonnen Material weggesprengt worden.
Die Sprengung sei nach Wunsch verlaufen, heisst es beim Bundesamt für Strassen, Astra. Jedoch konnte nicht alles lose Gestein entfernt werden. Deshalb übernahmen Spezialisten die Feinarbeit. Der lokale Bauführer Pascal Odermatt und sein Team prüften den Fels Abschnitt für Abschnitt von Hand. «Was hält, lassen wir stehen, loses Gestein brechen wir heraus.»
Diese Arbeiten oberhalb der Axenstrasse waren selbst für den erfahrenen Bauführer eine Herausforderung: «Es ist ein spezielles Gefühl. Angst darf man keine haben, aber Respekt schon.»
Die Arbeit verlange nicht nur Schwindelfreiheit, sondern auch Kraft. «Es sind zum Teil grosse Blöcke, die wir herauslösen müssen. Das setzt mit der Zeit schon zu.»
In den letzten Tagen machte der Föhn die Aufgabe noch heikler. «Durch den Wind bewegen sich die Bäume oben am Felshang. Das kann zu Steinschlag führen.» Zum Teil musste die Arbeit deshalb unterbrochen werden.
Trotzdem ist das Projekt auf Kurs: Die Axenstrasse wird am Samstag um 5 Uhr morgens wieder eröffnet. Der Rückreiseverkehr kann also am Ende der Herbstferien gefahrlos Richtung Norden rollen. Für dieses Ziel haben die Spezialisten rund um Pascal Odermatt unter Hochdruck gearbeitet, trotz widriger Umstände an der Felswand.