- Jüdinnen und Juden in Basel sind verunsichert und in Sorge um ihre Kinder.
- An mindestens zwei Schulen gab es antisemitische Vorfälle, die derzeit untersucht werden.
- Das Basler Erziehungsdepartement hat ein Schreiben an alle Schulen verschickt. Diese sollen antisemitische Vorfälle konsequent melden.
Peter Bollag ist Präsident der jüdischen Tagesschule Leo Adler in Basel und selber Vater eines 12-Jährigen. Er bestätigt, dass in jüdischen Kreisen auch in der Schweiz eine Verunsicherung spürbar sei und sagt, man habe an seiner Schule bereits reagiert: «Normalerweise macht der jüdische Jugendbund jedes Jahr einen Messebummel. Dieser findet nun nicht statt.»
Kein Messebummel in diesem Jahr
Die Leo-Adler-Schule in Basel befindet sich gleich neben der Synagoge und wird deshalb von Sicherheitspersonal geschützt. In der Freizeit kann dieser Schutz aber nicht garantiert werden. «Wir haben den Kindern mitgegeben, sie sollen die Kippa nicht sichtbar tragen, sondern lieber eine Mütze anziehen», sagt Bollag.
Die Kinder sollten die Kippa nicht sichtbar tragen.
Auch Esther Berns, Geschäftsführerin der liberalen jüdischen Gemeinde Migwan, bestätigt, dass man auf die Verunsicherung der Eltern reagiert habe. Viele wollten ihre Kinder nicht mehr in den Hebräisch- und Thora-Unterricht schicken, dieser finde nun im privaten Umfeld zu Hause statt. «Wir sind sehr vorsichtig geworden», sagt Berns. Verschiedene Vorfälle im Ausland zeigen: Die Sorgen und Ängste in der jüdischen Gemeinschaft sind nicht unbegründet.
Auch in den beiden Basel gab es seit der Eskalation im Nahen Osten antisemitische Zwischenfälle, die einen Zusammenhang zu den Angriffen der Hamas haben. Ein Sprecher des Basler Erziehungsdepartements bestätigt gegenüber SRF, dass derzeit zwei Vorfälle untersucht werden. «An einer Sekundarschule haben Schüler einen jüdischen Mitschüler gezielt provoziert», sagt Gaudenz Wacker, Sprecher des Erziehungsdepartements, ohne auf die Details des Vorfalls einzugehen.
An einer Sekundarschule haben Schüler einen jüdischen Mitschüler gezielt provoziert.
Der Fall werde derzeit von der Schulleitung aufgearbeitet. In einem anderen Fall habe eine pro-palästinensische Gruppe Flyer in der Nähe eines Schulhauses verteilt und dabei auch Schülerinnen und Schüler angesprochen. In diesem Fall wurde die Polizei eingeschaltet.
Vorfall auch in Muttenz BL
Auch im Baselbiet kam es zu mindestens einem Fall an einer Privatschule, der nun bekannt wurde. In Muttenz habe sich ein Schüler am letzten Freitag gegenüber einem Mitschüler antisemitische geäussert.
Wie die Schulleitung in einer Medienmitteilung schreibt, sei der Schüler kurz danach vom Unterricht dispensiert worden. Der Vorfall mache deutlich, dass man keine antisemitischen oder diskriminierenden Äusserungen dulde.
Schreiben an Schulleitungen verschickt
«Wir dulden keine Diskriminierungen, dies hat an unseren Schulen keinen Platz», hält auch Gaudenz Wacker vom Basler Erziehungsdepartement dezidiert fest. Man habe vor Schulbeginn nach den Herbstferien ein Schreiben an alle Schulleitungen verschickt, mit der Aufforderung, Vorfälle umgehend aufzuarbeiten und zu melden.
Peter Bollag begrüsst diese Haltung und betont: «Man kann nicht hinter jedes jüdische Kind einen Polizisten stellen, aber ich erwarte eine gewisse Sensibilität gegenüber dem Thema.» Für ihn bleibe derzeit die Hoffnung, dass sich die Situation im Nahen Osten bald wieder beruhigt. Seinem Sohn gibt er den Ratschlag, im Alltag besser aufzupassen und sich umgehend zu melden, wenn etwas passiert.