19 Jahre lang zogen die beiden Bergbahnunternehmen in Wildhaus und Unterwasser am gleichen Strick. Die Toggenburger Bergbahnen AG und die Bergbahnen Wildhaus AG boten ein gemeinsames Ticket an. Zudem waren die beiden Skigebiete in Unterwasser und Wildhaus dank einer Traverse miteinander verbunden. Die Devise: Mehr Pistenkilometer für gleich viel Geld.
Touristen werden vergrault
Doch genau am Geld ist diese Zusammenarbeit nun gescheitert. Zum ersten Mal gibt es kein gemeinsames Skiticket mehr. Die Touristen sind verärgert: «Ohne Kinder würde ich nicht mehr hierherkommen», sagt eine Frau. «Ich bezahle doch nicht für zwei Billette!», findet ein älterer Herr. Und ein junger Skifahrer bedauert, dass die beiden Gebiete nicht mehr miteinander verbunden sind.
Auslöser des Streits ist der Verteilschlüssel bei den Einnahmen. Dank eines stark frequentierten Lifts bekam das kleinere Skigebiet prozentual mehr aus den Einnahmen als das grössere. Das grössere Skigebiet – das der Toggenburger Bergbahnen AG – machte daraufhin den Besitzern des kleineren Gebiets – den Bergbahnen Wildhaus AG – ein Übernahmeangebot per Inserat.
Verwaltungsratspräsidentin Mélanie Eppenberger von den Toggenburger Bergbahnen – also dem grösseren Unternehmen – sieht darin nichts Falsches. Sie sagt: «Wir wurden im Laufe der Zeit gezwungen, uns an die Aktionäre zu wenden. Denn mit der Verwaltung war kein Gespräch möglich. Ich glaube es ist wichtig, dass man mit denen spricht, die das finanzielle Risiko tragen.»
Ich musste feststellen, dass diese beiden Partner im Moment einfach nicht vermittelbar sind.
Das Übernahmeangebot per Inserat ist den Besitzern der Bergbahnen Wildhaus in den falschen Hals geraten. Geschäftsführer Urs Gantenbein spricht von einer «feindlichen Übernahme»: «Es darf nicht sein, dass der eine uns erwürgen will, und dann an den Tisch sitzen und darüber reden möchte.»
Er sei offen für Verhandlungen. Aber das feindliche Angebot müsse zurückgezogen werden, so Gantenbein weiter. Der St. Galler Volkswirtschaftsdirektor Bruno Damann versuchte noch zu schlichten. Vergeblich. «Ich habe aufgegeben. Ich musste feststellen, dass diese beiden Partner im Moment einfach nicht vermittelbar sind.» So geht man diese Saison getrennte Wege.
Wirtschaftliche Einbussen als Folge
Es liegen zwar noch keine Zahlen vor, das Geschäft mit dem Wintertourismus dürfte aber deutlich schlechter ausfallen als in anderen Jahren. Die Touristen bleiben aus. Die Hotels verzeichnen weniger Buchungen. Und auch die Sportgeschäfte leiden – etwa das Skigeschäft von Ex-Skiprofi Karl Alpiger.
Es liegt beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent zurück. Bei den Bergbahnunternehmen beharrt man auf dem jeweiligen Standpunkt. Der Schaden für den Wintertourismus im Toggenburg ist längst angerichtet.
Echo der Zeit, 10.02.2020, 18:00 Uhr