Bei der christlichen Mensa in Lugano sind die direkten Folgen der Corona-Pandemie deutlich sichtbar: Dieser Tage essen dort viermal so viele Menschen gratis wie vor der Krise. Auch die Arbeitslosenzahlen steigen im Tessin.
«Es gibt immer mehr Menschen, denen die Schulden über den Kopf wachsen», sagt Simona Bernasconi von der Tessiner Schuldenberatungsstelle S.O.S. Man berate viele neue Klienten, aber auch solche, die man schon länger kenne. «Sie sagen uns jetzt: Wir schaffen es nicht mehr.»
Die Schulden wachsen immer mehr Tessinern über den Kopf.
Gemäss den Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) ist im Tessin jeder zweite Angestellte in Kurzarbeit. Sie erhalten bloss 80 Prozent ihres bisherigen Lohns. Das sei für viele sehr einschneidend, sagt Bernasconi. Sie könnten ihre laufenden Rechnungen, Kreditkartenschulden oder Leasingraten nicht mehr bezahlen.
Tiefere Löhne – höhere Verschuldung
Schon vor der Coronakrise waren im Tessin die Menschen schweizweit gesehen vergleichsweise stark verschuldet. Das habe auch damit zu tun, dass das Lohnniveau hier rund 20 Prozent tiefer sei als auf der anderen Seite des Gotthards, sagt die Tessiner Ökonomin Amalia Mirante.
Die Krise trifft vor allem jene, die schon vorher armutsgefährdet waren.
Zugleich sei vieles aber gleich teuer wie im Rest der Schweiz – zum Beispiel die Krankenkassenprämien.
«Diese Krise wird vor allem jene Menschen treffen, die schon vorher armutsgefährdet waren», so Mirante weiter. Betroffen seien etwa alleinerziehende Mütter.
Hinzu kämen neu all diejenigen, die sich bislang gerade so über Wasser halten konnten, ohne Reserven anlegen zu können. «Und das sind viele.»
All diese Menschen werden beim Kanton um Hilfe anklopfen. Auch wenn sehr vieles unklar ist in der aktuellen Krise: Die Finanzen des Kantons Tessin werden Ende Jahr knallrot sein.