Der Kanton Aargau ist einer der grössten Stromlieferanten der Schweiz. Im Kanton stehen drei von vier Schweizer Atomkraftwerken, Beznau 1 und 2 sowie Leibstadt. Die Flüsse Aare, Reuss und Limmat produzieren zudem Strom in den Aargauer Wasserkraftwerken. Jede vierte Kilowattstunde Schweizer Strom wird im Aargau produziert.
Ein richtiger Energiekanton also. Und wohl auch deshalb einer, in dem es Klimaschutzgesetze schwer haben. Alle Energievorlagen fielen im Aargau in der letzten Zeit durch. Die kantonale Stimmbevölkerung lehnte die Energiestrategie des Bundes ab. National wurde sie aber angenommen, weshalb der Kanton Aargau trotzdem ein Energiegesetz ausarbeiten musste. Doch auch dieses wurde vom Stimmvolk verworfen. Danach hoffte die Aargauer Regierung auf das neue Co2-Gesetz des Bundes. Doch es wurde national abgelehnt.
Ausweg aus dem Scherbenhaufen
Was nun? Wie soll der Aargau die Klimaziele des Bundes (Die Schweiz soll bis 2050 keine Treibhausgase mehr ausstossen) erreichen, wenn das Stimmvolk alle bisherigen Vorschläge nicht goutiert hat? Die Aargauer Regierung ist über die Bücher gegangen und will das Problem jetzt mit einem Klimakompass, einer Art Checkliste für Gemeinden, lösen. Der Kompass definiert Schwerpunkte und Handlungsfelder, für Raumplanerinnen und Raumplaner zum Beispiel.
«Der Klimawandel betrifft auch den Kanton Aargau. Die erwarteten und teilweise schon heute spürbaren Auswirkungen sind die zunehmende Hitzebelastung im Sommer, häufigere Trockenperioden und Extremereignisse wie Starkniederschläge oder Hochwasser», gibt Umweltdirektor Stephan Attiger (FDP) zu bedenken. Der Kanton unterstütze das Klimaabkommen von Paris und wolle Lösungen finden. Da soll der Kompass ansetzen.
Gemeinden sollen Wasser speichern, Langsamverkehr fördern, mehr Elektrobusse einsetzen oder Hitzeinseln vermeiden, durch Pflanzen statt Teer. Sie soll die Wälder analysieren und überlegen, ob man andere Bäume pflanzen soll, weil Buchen und Fichten unter der zunehmenden Sommerhitze leiden, nennt Umweltdirektor Stephan Attiger mögliche Beispiele.
Der Klimakompass fokussiert auf Klimaschutz und auf Klimaanpassung.
Die Regierung sitze mit Gemeinden, Wirtschaft, Interessengruppen aber auch Gegnern von bisherigen Gesetzesvorschläge zusammen. Man müsse Klimaschutz betreiben, aber auch auf die Klimaveränderung reagieren, findet sie. Konkret könne man den Regenabfluss auf den Strassen verbessern, aber auch bei Neubauten Hitzeinseln von Anfang an vermeiden.
Der Startschuss für eine Aargauer Lösung ist lanciert, noch fehlen aber die konkreten Massnahmen. Der Klimakompass ist der erste Teil der neuen Aargauer Energiestrategie, als zweite Massnahme folgt ein konkreter Massnahmenplan bis Ende Jahr.
Neue Klimaschutzgesetze dürften es im Aargau weiterhin schwer haben, ist sich Regierungsrat Stephan Attiger bewusst. Man müsse wohl mehr Klimaschutzmassnahmen fördern statt Gesetze ausarbeiten. Auch so könne man den Zielen näherkommen.