Zum Inhalt springen

Nach Polizei-Grosseinsatz St. Gallen: Alle Festgenommenen wieder auf freiem Fuss

  • Die 60 Personen, die am Sonntagabend bei umfangreichen Polizeikontrollen in der Stadt St. Gallen auf den Polizeiposten gebracht worden sind, sind alle wieder auf freiem Fuss.
  • Die Stadtpolizei zieht nach ihrem Grosseinsatz am Sonntagabend eine positive Bilanz. Neuerlicher Sachschaden konnte verhindert werden.
  • Für Ostersonntagabend war auf Social Media erneut zu Gewalt in der Stadt St. Gallen aufgerufen worden.
  • Insgesamt wiesen die Ordnungshüter zwischen 18 und 1 Uhr in der Nacht 500 Personen weg, wie die Stadtpolizei mitteilte.

Die Polizei habe weder Gummischrot noch Reizgas einsetzen müssen, schreibt sie in einer Mitteilung. Es habe weder Ausschreitungen gegeben noch seien Personen verletzt worden oder Sachschaden entstanden.

Gefährliches Material sichergestellt

Eine Personengruppe hielt die Polizei an, weil sie 2.5 Liter Brennsprit und kleine, leere Flaschen mit sich führte, die zum Bau von Molotow-Cocktails hätten verwendet werden können. Ferner stellte die Polizei diverse Pyros, Vermummungsmaterial und ein Messer sicher.

Zu sehen eine Wegweisung der Polizei.
Legende: Weggewiesen wurde, wer im Verdacht steht, dem Aufruf zu Gewalttaten gefolgt zu sein. SRF

Die Abwägung, Personen aus der Stadt wegzuweisen oder erneut verletzte Personen oder Sachschäden in Kauf zu nehmen, sei sorgfältig erfolgt. Die Personenkontrollen und die Wegweisungen seien darüber hinaus im Voraus klar kommuniziert worden.

Das bedeutet die Wegweisung

Box aufklappen Box zuklappen

Wer weggewiesen wurde, darf während 30 Tagen nicht mehr für Partys nach St. Gallen kommen. Die Stadtpolizei präzisierte auf Twitter, dass von Wegweisungen betroffene Personen trotzdem in der Stadt St. Gallen zur Arbeit oder in die Schule gehen könnten.

Personen, die bei den Krawallen vom vergangenen Freitag aus der Stadt weggewiesen worden seien, müssten bei einer erneuten Kontrolle mit einer Anzeige rechnen, erklärte die Stadtpolizei in einer Mitteilung bereits am Sonntagmittag.

Weggewiesene Personen, die sich ungerecht behandelt fühlen, haben die Möglichkeit, sich schriftlich bei der Polizei zu beschweren.

Die St. Galler Polizei hatte am Sonntagabend in der Innenstadt und am Bahnhof zahlreiche Personen kontrolliert und Wegweisungen ausgesprochen. Sie war erneut mit einem Grossaufgebot präsent – Polizisten in Vollmontur, mit Gittern geschützte Fahrzeuge und ein Helikopter, der über der Stadt kreiste. Am Roten Platz zwischen Bahnhof und Altstadt verhinderte die Polizei Ansammlungen von Menschen. Laut Klaus-Dieter Mennel, Sprecher der Stadtpolizei St. Gallen, kam es zu keinen Zwischenfällen.

Keine Verstösse gegen Covid-19

Bei den jüngsten Ausschreitungen habe es sich nicht um Verstösse gegen die Covid-19-Verordnung gehandelt, sondern um eine gezielt vorbereitete Gewalt gegen die Einsatzkräfte der Polizei und dem Ziel, Sachschaden zu verursachen, betonte die Polizei.

Der Stadtrat und die Stadtpolizei St. Gallen seien sich bewusst, dass die vielen Wegweisungen auch Fragen aufwerfen würden. Wegen der Aufrufe zur Gewalt und den massiven Ausschreitungen in den vergangenen Tagen seien die Wegweisungen in der ausserordentlichen Situation als verhältnismässig erachtet worden.

Am Freitagabend war es in St. Gallen eine Woche nach ersten Randalen am Rand der Altstadt und beim Bahnhof erneut zu Ausschreitungen zwischen Jugendlichen und der Polizei gekommen. Ein Teil der versammelten Personen griff die Einsatzkräfte mit Flaschen, Knallkörpern und einem Molotowcocktail an. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Gummischrot und Reizgas. Mindestens zwei Menschen wurden verletzt.

Perspektivenlosigkeit bei Jugendlichen?

Die Polizei hatte nach den Ausschreitungen vom Freitag den Sachschaden auf rund 50'000 Franken beziffert. Diese Summe könnte sich noch erhöhen.

Nach dem Vorfall entbrannte in der Öffentlichkeit eine Diskussion unter anderem über die Folgen der Pandemie für die Jugendlichen. Dabei heisst es etwa, diesen fehle aufgrund der behördlichen Massnahmen eine Perspektive.

Tagesschau, 3.4.2021, 19.30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel