Das Wichtigste in Kürze
- Im Jahr 2016 verdoppelte sich das Minus aus dem Schaltergeschäft der Post auf einen Schlag. Mitverantwortlich dafür war eine neue Rechnungslegung.
- Jetzt will die Präsidentin der zuständigen Fernmeldekommission die Post-Chefin dazu befragen.
- Die Frage steht im Raum, ob Poststellen geschlossen werden, weil sie «schlechtgerechnet» werden. Die Post wehrt sich gegen diesen Vorwurf.
Mit dem klassischen Geschäft am Schalter schreibt die Post Verluste. Jahr für Jahr betrug das Minus rund 100 Millionen Franken. 2016 war das Defizit dann auf einen Schlag doppelt so gross. Die Post führt dafür drei Gründe auf: der Rückgang des Geschäfts am Schalter, eine Neuorganisation – und eine neue Rechnungslegung.
Das macht nun die Präsidentin der zuständigen Fernmeldekommission, SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher, hellhörig. Und dies gerade jetzt, als ihre Kommission Post-Chefin Susanne Ruoff ohnehin zur Buchhaltungsaffäre bei Postauto anhören will.
Poststellen künstlich «schlechtgerechnet»?
Die Kommission werde Ruoff nun auch zur Buchhaltung beim Poststellennetz befragen, bestätigt Graf-Litscher gegenüber SRF. «Die neue Rechnungslegung werden wir mit der Post am 19. März diskutieren.» Es könne nicht sein, dass Poststellen nur deshalb geschlossen würden, weil sie durch eine neue Rechnungslegung einen schlechteren Kostendeckungsgrad hätten.
Es stellt sich also die Frage, ob Poststellen geschlossen werden, weil sie künstlich «schlechtgerechnet» werden. Post-Sprecherin Léa Wertheimer wehrt sich: Die Post rechne bereits heute mit ihrem künftigen Netz von nur noch 800 bis 900 Poststellen statt wie heute etwas über 1200.
Mehr Poststellen, mehr Aufwände
Der Zielwert, mit dem die Post die einzelnen Dienstleistungen innerhalb des Konzerns verrechne, beruhe auf dem künftigen Netz mit 800 bis 900 Poststellen, sagt Wertheimer. «Aktuell sind es aber mehr Poststellen. Das heisst, es fallen mehr Aufwände an.»
Es kann nicht sein, dass Poststellen geschlossen werden, weil sie durch eine neue Rechnungslegung einen schlechteren Kostendeckungsgrad haben.
Die Post rechne also schon heute mit einem kleineren, effizienteren Netz, erklärt Wertheimer. Auch deshalb habe sich das Defizit bei den Poststellen schlagartig vergrössert.
«Nicht wie bei Postauto»
Wie sinnvoll es ist, bereits jetzt mit einem geplanten Wert aus der Zukunft zu rechnen, wird die Fernmeldekommission nächsten Monat diskutieren. Die Post betont: Es handle sich hierbei auf keinen Fall um mutmasslich illegale Praktiken wie bei Postauto.