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Gotthard-Unfall: Unfallvermeidung bei Güterzügen
Aus 10 vor 10 vom 17.08.2023.
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Nach Unfall im Gotthardtunnel So kann der Güterverkehr auf der Schiene sicherer werden

Sensoren überwachen Personenzüge. Für Güterwagen wird die Technologie hingegen erst erprobt. Zwar gibt es Pläne für die Einführung, aber diese ist noch weit weg.

Im Gotthard-Basistunnel sind auf einer Strecke von acht Kilometer Gleise und Betonschwellen beschädigt, nachdem vergangene Woche ein Güterzug entgleist war. Bis der Tunnel wieder normal in Betrieb ist, könnte es Anfang 2024 werden. Der Bahnexperte Ruedi Beutler sagt, dass die Schäden viel kleiner gewesen wären, wenn die Entgleisung dank eines Sensors früher erkannt worden wäre. Der Zug hätte so früher angehalten werden können.

In der Schweiz sind Personenzüge mit sogenannten Entgleisungsdetektoren ausgerüstet. Bei Güterzügen ist das nicht der Fall – mit Ausnahme von Gefahrentransporten. Laut dem Bundesamt für Verkehr (BAV) sind in den frühen 2000er-Jahren solche Detektoren eingesetzt worden. «Die haben zu extrem vielen Fehlbremsungen und Fehlfunktionen geführt, sodass es Verspätungen gab», sagt Sprecher Michael Müller. Weil die Logistikunternehmen damit nicht zufrieden waren, haben sie also auf die Detektoren verzichtet.

Der Güterverkehr ist ein ‹dummer› Verkehr.
Autor: Rudolf Büchi Stellvertretender Leiter Infrastruktur SBB

Auch die Wagen des Güterzugs im Gotthard verfügten über keine solchen Sensoren. Man kann davon ausgehen, dass der Wagen mit dem Radscheibenbruch noch Kilometer weit über die Bahnschwellen fegte, bevor es den Zug bei der Multifunktionsstelle Faido auseinanderriss. Erst dann dürfte der Lokführer die Entgleisung festgestellt haben, wie aus der Medienkonferenz der SBB vom Mittwoch hervorging.

Warum hat er die Entgleisung nicht früher bemerkt? «Der Güterverkehr ist ein ‹dummer› Verkehr», sagte Rudolf Büchi von der SBB-Abteilung Infrastruktur. «Wir haben keine Informationen, was hinten im Zug geschieht.»

Neue Kupplung überträgt Daten

Eine Lösung, um den Transport auf der Schiene «intelligenter» zu machen, scheint die Digitale Automatische Kupplung (DAK) zu sein. Die Europäische Union will den Güterverkehr damit bis 2030 digitalisieren und effizienter machen. Derzeit wird die Technologie noch erprobt. Auch die Schweiz und hiesige Bahnunternehmen und -verbände beteiligen sich daran.

Zwei Güterwagen sind über eine digitale automatische Kupplung verbunden.
Legende: Eine Digitale Automatische Kupplung (DAK) bei einer Präsentation in Berlin. Sie soll Güterzüge intelligenter machen. Omer Sercan Karkus/Anadolu via Getty Images

Das BAV sieht laut einem Bericht diverse Nutzen der DAK: Offensichtlich können sich Güterwagen damit automatisch verbinden, ohne händisches Rangieren. Nützlich ist aber auch der Datenaustausch zwischen den Wagen. Damit erhält der Lokführer Informationen zum Zustand des Zuges. Er erfährt beispielsweise, falls ein Wagen entgleist oder abgerissen wird. Zudem ermöglicht die Technologie auch eine automatische Bremsprobe. Etwas, das heute manuell durch Ablaufen des Zuges gemacht werden muss.

Rasche Einführung unrealistisch

Laut dem BAV laufen auf europäischer Ebene «sehr viele Bestrebungen» für die DAK. Es sei aber ein grosses Unterfangen und «es ist nicht möglich, dass nur ein einziges Land diese Kupplung einführt», sagt BAV-Sprecher Müller. «Da müssen alle am gleichen Strang ziehen, und das dauert eben seine Zeit.»

Bahnexperte Ruedi Beutler hält eine Einführung der DAK bis 2030 für unrealistisch. «Das ist erst ab 2040 realistisch», sagt er. Die Herausforderung sei, dass das Kupplungssystem europaweit zeitgleich eingeführt werden müsste, weil es mit der gewöhnlichen Kupplung inkompatibel ist. Auch Gewerkschaften des Lokpersonals glauben nicht an eine baldige Einführung der Technologie.

Heute Morgen, 17.08.2023, 06:00 Uhr ; 

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