- Der im Gotthard-Basistunnel verunfallte Güterzug dürfte wegen eines Radscheibenbruchs entgleist sein.
- Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hat einige Kilometer vor dem Unfallort Fragmente eines Rads und Entgleisungsspuren gefunden.
- Der Güterzug war am Donnerstag verunglückt.
- Derweil kann die SBB den Reiseverkehr bislang ohne Probleme über die Bergstrecke abwickeln.
Die Hinweise für den Radscheibenbruch haben Fachleute der Sust auf dem Weg zum Unfallort entdeckt. Sie waren zu Fuss vom Südportal her gestartet, wie Christoph Kupper gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Er leitet bei der Sust den Bereich Bahnen und Schiffe.
Bei der Multifunktionsstelle seien sie dann auf ungeordnete Güterwagen gestossen. Die Fachleute seien nun daran, Spuren zu sichern und zu dokumentierten.
«Gesund» in den Tunnel gefahren
Die Züge, die von Süden her in den Basistunnel fahren, werden bei Claro TI automatisch durch Zugkontrolleinrichtungen geprüft. Gemäss den vorliegenden Daten sei der Güterzug «gesund» in den Tunnel eingefahren, sagte Kupper.
Die Sust geht deswegen davon aus, dass die Radscheibe des Güterwagens im Tunnel gebrochen ist. Es seien alle Fragmente des Rades sichergestellt worden, sagte Kupper. Es handle sich um mehrere grössere Teile.
Wie es zum Radscheibenbruch kam, sei noch offen, erklärte Kupper. Möglich seien ein äusserer Einfluss oder ein Ermüdungsbruch. Um Klarheit zu schaffen, würden die Radteile metallurgisch untersucht.
Trotz des gebrochenen Rades konnte der Wagen gemäss Kupper noch über mehrere Kilometer vom Zug mitgeführt werden. Bei der Weiche in der Multifunktionsstelle, wo die Züge von der einen in die andere Tunnelröhre wechseln können, driftete der Wagen ab. In der Folge entgleisten alle nach ihm kommenden Wagen, insgesamt über 20 Stück.
Räder seien «sicherheitsrelevante Teile», sagte Kupper. Sowohl bei der Herstellung als auch beim Unterhalt gebe es deswegen besondere Vorschriften. Solche Radscheibenbrüche seien «nicht häufig».
Untersuchung bei hohen Temperaturen
Die Arbeit im Tunnel bezeichnete Kupper als «speziell». Die Temperatur liege bei 40 Grad, Tageslicht gebe es nicht, die Unfallstelle sei nur über einen längeren Fussmarsch erreichbar.
Vor Ort waren auch die Polizei und die Staatsanwaltschaft. Die Arbeiten im Tunnel müssten gut koordiniert werden, sagte Kupper.
Nicht beschädigt wurden bei der Entgleisung die Lokomotive und die vorderen Wagen. Die Sust möchte diesen Teil des Zuges nach Norden verschieben und in Erstfeld UR bei Tageslicht untersuchen.
Verkehr über Bergstrecke läuft problemlos
Wegen des Unfalls ist der Basistunnel bis mindestens am Mittwoch gesperrt. Die Personenzüge werden deswegen über die alte Bergstrecke geleitet. Damit dauert die Reise zwischen dem Tessin und der Deutschschweiz rund eine Stunde länger. Laut der SBB lief der Betrieb am Gotthard bislang stabil.
Wie SBB-Sprecher Reto Schärli gegenüber Keystone-SDA sagte, sind am Samstag alle im Jahresfahrplan vorgesehenen Züge gefahren. Allerdings war die Kapazität rund 30 Prozent tiefer. Dies, weil unter anderem auf der Bergstrecke keine Doppelstöcker eingesetzt werden können.
Die Kapazitäten waren demnach ausreichend, auch wenn es nicht für alle Sitzplätze gab. Alle, die reisen wollten, hätten befördert werden können, sagte Schärli. Auch die Extrazüge zur Street Parade hätten fahren können.