Es war gewaltig, das Unwetter von Brienz BE vor rund einer Woche. Der Mühlebach trat über die Ufer und spülte 50'000 Kubikmeter Steine, Bäume und Schlamm durch das Dorf. Zwei Personen wurden verletzt. Sechs Häuser sind komplett zerstört, dreissig Häuser beschädigt.
Nun ist klar: Auch der Friedhof wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Geröllmassen haben gewütet. Grabsteine wurden weggerissen, menschliche Überreste an die Oberfläche oder in den See gespült, Grabreihen mit Geröll zugeschüttet.
Schwierige Aufräumarbeiten
«Es ist ein trauriges Bild, ich bin zutiefst betroffen», sagt Gemeinderatspräsident Peter Zumbrunn gegenüber SRF. Es brauche nun viel Sorgfalt und Feingefühl. «Es geht schliesslich um die letzte Ruhestätte unserer Leute.»
Es ist ein trauriges Bild, ich bin zutiefst betroffen.
Der Friedhof wurde mit einem Sichtschutz eingezäunt. Die Polizei hilft dabei, den Seeabschnitt vor der Kirche abzusuchen, und menschliche Überreste, persönliche Utensilien und Grabkreuze zu bergen und zu sammeln.
«Wir unternehmen das Möglichste, um die Totenruhe zu wahren», so Peter Zumbrunn. Damit das, was vom Friedhof weggespült wurde, nicht im ganzen See verteilt wird, haben die Behörden eine Barriere errichtet.
Der Gemeinderatspräsident spricht von «schwierigen und emotionalen Aufräumarbeiten». Die Aufräumequipe sei informiert und sensibilisiert worden. «Wir gehen sachte und würdevoll vor und arbeiten nicht mit schwerem Gerät. Darum werden die Arbeiten länger dauern.»
Viele Fragen aus der Bevölkerung
Der verwüstete Friedhof, die aufgerissenen Gräber, die weggespülten Grabsteine – all das erschüttert auch Pfarrer Martin Gauch. «Es tut weh, auch weil ich weiss, wie wichtig dieser Ort für viele Menschen ist.»
Angehörige wünschten sich Klarheit, was mit dem Grab und ihren Liebsten geschehen sei. «Die Bevölkerung stellt Fragen: Wo ist meine Mutter, die vor fünf Jahren gestorben ist? Was ist mit meinem Sohn? Diese Fragen können wir im Moment leider nicht beantworten.»
Er führe viele Gespräche mit Angehörigen. «Gute und verständisvolle Gespräche, trotz allem», wie Pfarrer Martin Gauch betont. «Viele erzählen von ihren Verstorbenen, es ist wie ein zweiter Abschied.»
Mitarbeitende des Friedhofs verschaffen sich derzeit einen Überblick: Welche Gräber wurden weggeschwemmt? Wo fehlt ein Grabstein? «Erst, wenn wir eine Gesamtschau haben, können wir die Angehörigen informieren», so Gemeinderatspräsident Peter Zumbrunn. Und das brauche Zeit und Geduld.