Wer am Samstag in Genf eine Uber-Fahrt bestellen wollte, kam mit der App nicht zum Ziel. Der Dienst wurde nach dem Urteil des Bundesgerichts bereits eingestellt. Das freut die Taxi-Chauffeure neben dem Bahnhof. Einige von ihnen hatten selber gegen die Präsenz von Uber in Genf demonstriert.
«Das ist ein grosser Sieg. Ich habe gar nicht geschlafen, weil ich so glücklich war und stattdessen all meine Freunde angerufen», sagt ein Genfer Taxifahrer. Ein anderer pflichtet ihm bei: «Wir haben viel unter Uber gelitten. Ich bin seit 37 Jahren Taxifahrer, aber seit es Uber gibt, erwirtschafte ich nur noch rund 60 Prozent meines Einkommens.»
1700 Personen in Genf kurzfristig arbeitslos
Profitieren würden nun beide – Taxifahrer und Uber-Chauffeure, so der Tenor am Bahnhof Genf. Denn als Angestellte haben die Fahrerinnen und Fahrer neu Anrecht auf Lohn und Sozialabgaben, auch rückwirkend.
Kurzfristig aber sind die 1700 Betroffenen in Genf ohne Arbeit. Laut der Gewerkschaft Unia muss der Kanton die Fahrerinnen und Fahrer unterstützen, damit sie nicht einzeln für ihre Rechte kämpfen müssen. «Arbeitsrechtlich sind es 1700 individuelle Fälle. Es braucht darum einen kollektiven Ansatz – da erwarten wir Antworten von der Kantonsregierung», betont Helena Verissimo de Freitas, stellvertretende Regionalsekretärin der Unia Genf.
Uber ist jetzt mein Patron und muss das bezahlen. Alles andere ist Betrug den Fahrern gegenüber.
Uber-Chauffeur Aria Jabbarpour hat sich bereits mit Gleichgesinnten zusammengeschlossen, um gegen Uber vor Gericht zu ziehen. «Ich werde alle Auslagen deklarieren, fürs Auto und was ich sonst für meinen Arbeitgeber bezahlt habe. Uber ist jetzt mein Patron und muss das bezahlen. Alles andere ist Betrug den Fahrern gegenüber», macht Jabbarpour klar.
Unklar, ob Uber wirklich in die Bresche springt
Klar ist auch: Für die Betroffenen braucht es nun schnelle Antworten. «Mit dem Bundesgerichtsurteil herrscht jetzt rechtlich Klarheit. Für die Direkt-Betroffenen ist die Situation jedoch äusserst unsicher», sagt SRF-Korrespondentin Felicie Notter in Genf. Einerseits hätten sie ab heute kein Uber-Einkommen mehr, andererseits sei es unklar, ob sie jemals von Uber angestellt werden und ob sie rückwirkend Sozialleistungen erhalten.
Gemäss Informationen von SRF hat Uber die Fahrerinnen und Fahrer nächste Woche zu Informationsveranstaltungen eingeladen und von Lösungen gesprochen, ohne jedoch konkret zu werden.