Nach mehreren Wochen Baustopp konnten die Genfer Baustellen am Montag ihren Betrieb wieder aufnehmen. Auch an grossen Infrastrukturbauten des Kantons, darunter Tramverlängerungen und Strassensanierungen, kann wieder gearbeitet werden.
Angesichts der Corona-Krise findet die Gewerkschaft Unia die Öffnung der Genfer Baustellen übereilig. Sie wirft der Kantonsregierung vor, zu stark auf Bern zu hören, und bemängelt, dass Sicherheitsmassnahmen auf Baustellen nur schwer einzuhalten seien. Eine Kritik, die Staatsratspräsident Antonio Hodgers (Grüne) zurückweist.
«Wir haben 400 Baustellen geprüft. Nur 20 bis 30 davon waren problematisch», sagt Hodgers. «Der Rest konnte den Betrieb mit den eingeführten Gesundheitsvorkehrungen sehr gut wieder aufnehmen.»
Ausserdem habe sich gezeigt, dass in Deutschschweizer Kantonen, welche die Baustellen nicht schliessen liessen, eine überdurchschnittliche Verbreitung von COVID-19 bei Bauarbeitern ausblieb. Grund genug für die Kantonsregierung, jetzt wieder mit dem Rest der Schweiz gleichzuziehen.
Mehr Kinder in Krippen
Auch bei den Kindertagesstätten ging der Kanton Genf weiter als dies der Bundesrat verlangte. Wie die Primarschulen mussten auch sämtliche Krippen im Kanton ab dem 16. März den Betrieb einstellen und durften nur noch in Ausnahmefällen Kinder betreuen.
Seit Montag können die Genfer Krippen wieder mehr Kinder aufnehmen. Die komplette Öffnung hat die Kantonsregierung auf den 11. Mai festgelegt.
«Müssen mit diesem Virus leben»
Eine leichte Zunahme der Ansteckungen durch diese Lockerungsmassnahmen sei nicht auszuschliessen, sagt Antonio Hodgers. Problematisch sei dies aber nicht. Das Genfer Gesundheitswesen habe der Krise soweit gut standgehalten und könne mit einem leichten Anstieg der Ansteckungen umgehen.
Für Hodgers ist es an der Zeit, die Botschaft an die Bevölkerung leicht zu ändern: «Wir werden mit diesem Virus leben müssen. Wir müssen von der Idee einer Welle wegkommen. Eine Welle kommt und ist dann wieder vorbei. Dieses Virus wird uns aber eine Weile begleiten.»