- Alexandre Fasel wird neuer Schweizer Chefdiplomat und tritt damit die Nachfolge von Livia Leu an.
- Das hat der Bundesrat an der heutigen Sitzung entschieden.
- Der Staatssekretär im Aussendepartement (EDA) gilt als wichtigster Posten in der Bundesverwaltung.
Der Top-Diplomat wird auch das heikle EU-Dossier von Livia Leu übernehmen. Als Chefunterhändler der Schweiz gegenüber der EU wird er die Sondierungsgespräche weiterführen.
Ich verfüge über einen gut gefüllten Rucksack.
Er habe eine gewisse Lebens- und diplomatische Erfahrung, die ihm in diesem Amt gut zupasskommen werde, sagte Fasel vor den Medien in Bern. «Ich verfüge über einen gut gefüllten Rucksack.» Auch der Bundesrat schreibt in einer Mitteilung, dass Fasel dank seiner langen Karriere als Missionschef auf multilateraler und bilateraler Ebene sowie seiner zahlreichen Positionen in Bern über die nötigen Qualitäten und Erfahrungen für diese Schlüsselposition im EDA verfüge.
Auch die EU-Kommission äusserte sich in einem kurzen Statement zu Fasel und schreibt auf Twitter: «Wir sind bereit, die laufenden Sondierungsgespräche mit dem neuen Staatssekretär Alexandre Fasel fortzusetzen, um eine systemische Lösung zu finden, die alle strukturellen Fragen in den verschiedenen Abkommen mit der Schweiz abdeckt.»
Fasel selbst hatte sich nicht offiziell für das Amt als Staatssekretär gemeldet, sondern wurde von Ignazio Cassis angefragt, ob er sich nicht zur Verfügung stellen wolle. Er sei an den Diplomaten herangetreten wegen «seines Rucksacks», sagte der Aussenminister an der Medienkonferenz.
Der 62-jährige Fasel wird am 1. September 2023 seine neue Funktion antreten. Zurzeit ist er Sonderbeauftragter für Wissenschaftsdiplomatie in Genf. Zuvor war er für die Schweiz als Botschafter in London tätig und kennt sich in den Brexit-Verhandlungen aus.
Brexit-Kenner und Formel-1-Fan
Der in Freiburg geborene Fasel studierte Rechtswissenschaften in Freiburg und Oxford. Nach einem Praktikum im Rechtsdienst der Europäischen Kommission in Brüssel trat er 1992 in den diplomatischen Dienst der Schweiz ein. Nach dem Stage in der kanadischen Hauptstadt Ottawa war Fasel von 1994 bis 1999 in Bern unter anderem als persönlicher Mitarbeiter des damaligen CVP-Bundesrats Flavio Cotti tätig. Von 1999 bis 2001 wechselte er nach Australien. Dort wurde er die Nummer zwei in der Schweizer Botschaft in Canberra.
Daraufhin folgte eine dreijährige Auszeit von der Diplomatie. Bei der damaligen Grossbank Credit Suisse übernahm Fasel die Leitung des Formel-1-Sponsorings, dem Partner des Rennstalls Sauber-Petronas. Fasel war seit seiner Jugend selber passionierter Autorennfahrer.
Bei seiner Rückkehr in den Staatsdienst 2004 wurde er zum Botschafter ernannt und war für drei Jahre Chef des Zentrums für Analyse und prospektive Studien. Es folgte der Chefposten der politischen Abteilung «UNO und internationale Organisationen». Von 2012 bis 2016 war Fasel Chef der Ständigen Mission der Schweiz beim Büro der Vereinten Nationen und den anderen internationalen Organisationen in Genf.
Es folgte ein Zwischenjahr in Bern als stellvertretender Staatssekretär. Vorübergehend war Fasel damit die Nummer zwei von Staatssekretär Yves Rossier, ehe dieser das Europa-Dossier abgeben musste und nach Moskau ging. 2017 wurde Fasel Schweizer Botschafter in London.