Das Jahr 2025 begann für die Mitte mit zwei Rücktrittsankündigungen: jener von Parteipräsident Gerhard Pfister und kurz darauf jener von Bundesrätin Viola Amherd. Das hat in der Partei ein Beben ausgelöst. Brüche und Konflikte innerhalb der Partei wurden sichtbar und nach aussen getragen.
Jetzt kann eine Zeit der Konsolidierung kommen, was an sich eine Chance ist.
Und dies in einer Zeit, in der die Partei ein Spitzenamt nach dem anderen neu besetzen muss. Der Umbruch könne aber auch eine Chance sein, sagt Politikwissenschaftler Lukas Golder vom Meinungsforschungsinstitut GFS Bern: «Jetzt kann eine Zeit der Konsolidierung kommen, was an sich eine Chance ist. Bisher ist die Wählerschaft sehr verzeihend gewesen, wenn man die Wahlresultate der Mitte namentlich in den Kantonen Wallis und Solothurn betrachtet.»
Die neue Führungsriege der Partei müsse aber integrativer wirken und die verschiedenen Strömungen in der Partei zusammenbringen, so Golder – und dann eigene, echte politische Lösungen bringen.
Das Versprechen, die Schweiz aus der Mitte zusammenzuhalten, ist laut Golder bisher nicht eingelöst worden: «Wenn man schaut, was für Lösungen aus dem Parlament für die Zukunft aus dieser Mitte heraus gegeben werden, wird es recht dünn und fast wenig kommt auf den Boden.»
Die junge Mitte, aber auch die Mitte Frauen sind sehr stark.
Der Namenswechsel zu «Die Mitte» hat der Partei ein moderneres Image verschafft. Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter betont, dieser Schritt mit der Loslösung von katholischen Kreisen sei zentral gewesen für den Erfolg der Partei: «Wir konnten uns auch gegenüber jungen Menschen öffnen und gegenüber den Frauen.»
Schneider-Schneiter betont: «Die junge Mitte, aber auch die Mitte Frauen sind sehr stark.» Die Frauen würden bei diesem progressiveren Image der Partei eine wichtige Rolle spielen. Es sei daher wichtig, die Frauen in der Partei zu fördern und sie als Wählerinnen anzusprechen.
Eine Frau fürs Fraktionspräsidium?
Deshalb fände es Schneider-Schneiter schön, wenn zumindest im Parlament das Fraktionspräsidium der Mitte neu wieder von einer Frau besetzt würde. Explizite Forderungen stellen die Mitte-Frauen aber keine mehr.
Dass es keine Parteipräsidentin der Mitte geben wird, ist bereits klar: Der Walliser Nationalrat und derzeitige Fraktionspräsident Philipp Matthias Bregy ist der einzige Kandidat für das Amt und dürfte Ende Juni an der Delegiertenversammlung gewählt werden.
Der Walliser Bregy und die urbanen Zentren
Bregy gehört dem konservativeren Flügel der Partei an. Er selbst äussert sich derzeit nicht zu seiner Kandidatur. Die Frage ist, ob er das moderne Image der Partei weitertragen kann.
Es werde Bregys grosse Herausforderung, die urbanen Zentren abzuholen, sagt Sebastian Glenz, Redaktionsleiter des Walliser Fernsehsenders Canal 9, der den Politiker seit langem kennt. Denn: Im Oberwallis macht die Partei eine gesellschaftspolitisch konservative Politik und ist in Teilen wirtschaftsliberal. Im Rest der Schweiz ist die Mitte breiter aufgestellt: «Das kennt Bregy als Fraktionschef jetzt und wird es als Parteipräsident noch mehr bespielen müssen», so Glenz.
Die Mitte Schweiz befindet sich in personeller Hinsicht im Umbruch – wie sie diesen meistert und ob sie vermehrt auch urbanere Zentren und Frauen erreichen kann, wird sich bei den nächsten nationalen Wahlen 2027 zeigen.