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Neuer Mitte-Präsident? «Politik vergeht, Familie bleibt»

Er ist Nationalrat und Fraktionschef der Mitte-Partei. Und er will die Nachfolge von Gerhard Pfister antreten und Parteipräsident der Mitte werden. Dass er es wird, ist wahrscheinlich. Als Gesicht und Stimme der Mitte-Fraktion ist er national bekannt. Doch wer ist Philipp Matthias Bregy auch noch? Im Interview erzählt er es.

Philipp Matthias Bregy

Nationalrat und Fraktionschef der Mitte-Partei

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Aufgewachsen ist Bregy in Naters im Kanton Wallis. Er machte in Brig die Matura und studierte in Bern Rechtswissenschaften. Als Anwalt arbeitet er in der gemeinsamen Kanzlei mit seinem Parteikollegen, Ständerat Beat Rieder. Zudem sitzt Bregy in verschiedenen Verwaltungsräten.

Von 1997 bis 2001 war er Generalsekretär der jungen CVP Schweiz, 2009 wurde er ins Walliser Kantonsparlament gewählt. Dort war er auch Fraktionschef der ehemaligen CVP-Oberwallis und Gemeinderat von Naters. Dach der Wahl von Viola Amherd in den Bundesrat rutschte Bregy 2019 in den Nationalrat nach. Heute ist er Fraktionschef der Mitte.

Seine Interessenverbindungen sind zahlreich. Er sitzt unter anderem in Vorständen und Verwaltungsräten von Gewerbeverbänden, Bergbahnen und Energiefirmen.

Philipp Matthias Bregy, 47, ist verheiratet und hat zwei Söhne.

SRF News: Wie würden Sie sich charakterisieren?

Bregy: Ich glaube, ich bin ein grundbodenständiger Typ. Ich liebe das Leben und auch das, was ich sonst mache: Politik. Leidenschaft ist ein grosser Faktor. Und ich würde mich durchaus auch als fleissig bezeichnen.

Fleissig, da ist man rasch beim Streber ...

Ich weiss nicht, wo die Grenze von fleissig zum Streber ist. Aber man hat mich zu Hause früh gelehrt, dass man, wenn man etwas erreichen will, auch etwas dafür tun muss. Und ich finde das eigentlich eine gute Aussage, denn das zeigt, dass sich Einsatz und Arbeit lohnen.

Zwei Männer stehen an einem Tisch und sprechen zu den Medien.
Legende: Noch-Parteipräsident Gerhard Pfister und sein möglicher Nachfolger Philipp Matthias Bregy sprechen an einer Medienkonferenz zur Nachfolge von Bundesrätin Viola Amherd im Januar 2025. Keystone / Peter Schneider

Und was sind Sie noch?

Ich bin ein recht unkomplizierter Typ und im Grundsatz kein Solotänzer, viel eher ein Teamspieler. Ich mag es, wenn man zusammen etwas erreichen kann, und ja, ich bin auch einer, der Abends einmal eine Stunde länger bleibt, wenn manche schon nach Hause gehen.

Was bedeutet Ihnen Familie?

Familie ist der Rückhalt. Ich sage immer: Wenn man eine harte Woche hatte und manche Dinge schiefgegangen sind, dann gibt es nichts Schöneres, als nach Hause zu kommen. Wenn man die Kinder sieht, mit der Frau etwas unternehmen kann, die Eltern sieht, den Bruder sieht. Politik ist etwas, das vergeht. Aber Familie bleibt.

Der Walliser Schriftsteller Wilfried Meichtry schreibt in einem seiner Bücher Folgendes: «Es ist kein Unglück, im Wallis geboren zu sein. Ein besonderes Glück ist es aber auch nicht.» Wie ist das für Sie?

Es ist ein grosses Glück. Es ist landschaftlich eine wunderschöne Region, eine von vielen in der Schweiz. Wir sind in den Bergen aufgewachsen, wir durften von unseren Grosseltern viel lernen, viel mitbekommen.

Hier wird immer Politik mit Ellbogen gemacht.

Ich bin dankbar, dass ich hier auf die Welt gekommen bin, auch weil man im Wallis nichts geschenkt bekommt, nicht in der Wirtschaft, aber auch nicht in der Politik. Hier wird immer Politik mit Ellbogen gemacht und das stählt für das Haifischbecken in Bern.

Die andere Sicht auf Philipp Matthias Bregy

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Sebastian Glenz ist Walliser Lokaljournalist. Er ist Leiter der Oberwalliser Redaktion von Canal 9, kennt Philipp Matthias Bregy und beobachtet dessen politische Laufbahn schon lange.

Glenz über Bregy:

«Bregy ist oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er ist ein Arbeiter, stellt sich immer zur Verfügung und beweist auch Mut. Er ist nicht nachtragend, auch wenn er kritisiert wird.

Und er nimmt Gelegenheiten wahr: Zum Beispiel bei den Nationalratswahlen, bei denen Viola Amherd ins Parlament gewählt wurde. Alle im Wallis haben gewusst, dass sie den Sitz macht, Bregy hat sich trotzdem zur Wahl gestellt. Andere Politikerinnen und Politiker hingegen mochten nicht nur Stimmenlieferanten sein. Mit der Wahl von Viola Amherd in den Bundesrat rückte Bregy in den Nationalrat nach.

Philipp Matthias Bregy ist kein Opportunist, er hat Kampfeswillen. Bregy sagt über sich selbst, sein politisches Vorbild sei Franz Josef Strauss, früherer Ministerpräsident von Bayern und Vorsitzender der CSU. Wie Strauss ist Bregy volksnah, hat aber manchmal auch den Hang zu vereinfachten populistischen Meinungen.

Philipp Matthias Bregy gilt als verlässlich, seine Werte kennt man. Er hat eine gewisse Präsenz, wenn er einen Raum betritt. Er liebt den öffentlichen Auftritt und die politische Debatte.»

Wie sind Sie denn aufgewachsen?

Ich bin in einem sehr wohlbehüteten Elternhaus aufgewachsen, in sehr einfachen Verhältnissen. Der Vater war bei den SBB als Dienstchef Geldwechsel tätig, meine Mutter ist Kauffrau und hat sehr viel Zeit für uns aufgewendet. Sie hat auch immer Wert darauf gelegt, dass wir Hausaufgaben dem Fussball vorziehen. Was wir aber nicht zu jedem Zeitpunkt verstanden haben.

Die Nähe ist manchmal vielleicht intensiv.

Ich durfte viel Liebe und Freundschaft erfahren. Ich durfte viele, viele Jahre im Fussballclub selber Fussball spielen, da sind Freundschaften entstanden, die bis heute anhalten. Das ist etwas Unbezahlbares. Die Nähe ist manchmal vielleicht intensiv, vielleicht auch anstrengend, wenn sich alle kennen, jeder vom anderen alles weiss.

Eine Klischee-Frage: Besitzen Sie ein Schwarznasenschaf?

Nein, besitze ich nicht. Ich durfte Pate eines Widders am Widdermarkt sein. Ich besitze auch keine Eringerkuh, auch Jäger bin ich nicht. Es gibt durchaus Klischees, die nicht zu mir passen.

Sie sind ja gar kein richtiger Walliser!

Ja – und wenn ich Ihnen noch sage, dass ich keinen Führerausweis habe, spätestens dann wird die halbe Deutschschweiz glauben, dass ich kein Walliser bin. Ich hatte auch nie das Bedürfnis, irgendwelchen Klischees zu entsprechen, sondern ich versuche einfach, mir meine Eigenheiten zu bewahren.

Das Gespräch führte Matthias Baumer.

Info 3, 2.4.2025, 17 Uhr ; 

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