- Die Berner Inselgruppe hat in den letzten Wochen Gespräche für die Neubesetzung des CEO-Postens geführt.
- Bisher konnte keine Bewerbung überzeugen.
- Der frühere Direktionspräsident der Inselgruppe, Uwe E. Jocham, musste im Mai 2024 nach happiger Kritik gehen.
Das Inselspital Bern hat bewegte Monate hinter sich. Tiefrote Zahlen, Kritik aus der Ärzteschaft und Mobbing-Vorwürfe führten vor einem halben Jahr zur Entlassung des Inselgruppe-CEO, Uwe E. Jocham, und des medizinischen Direktors, Urs P. Mosimann. Und: Letzten September wurde bekannt, dass das Inselspital bis zu 120 Stellen streichen muss, weil der finanzielle Druck so gross geworden ist.
Anspruchsvolles Profil
In diesen turbulenten Zeiten muss die Inselgruppe einen neuen Chef oder eine neue Chefin suchen. Ein schwieriges Unterfangen, wie Recherchen von Radio SRF zeigen. «Wir haben mit einer Reihe von Personen Bewerbungsgespräche geführt und waren noch von keinem Kandidaten, keiner Kandidatin vollends überzeugt», schreibt die Medienstelle auf Anfrage. Aber: Dies sei in einem Ausschreibungsverfahren nichts Ungewöhnliches.
Die CEO-Funktion eines Universitätsspitals erfordere sehr spezifische Kenntnisse des Gesundheitswesens, breite Führungserfahrungen in einer Expertenorganisation und Netzwerkfähigkeiten – eine anspruchsvolle Kombination.
Erschwerend hinzu komme, dass derzeit auch die Universitätsspitäler Lausanne und Basel sowie mehrere Regionalspitäler eine neue Leitung suchten.
CEO-Suche als «Himmelfahrtskommando»
Der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher bezeichnet die Rekrutierung des neuen Inselgruppe-CEOs als «Himmelfahrtskommando», also als schier unmögliches Unterfangen.
Es geht nicht darum, einen CEO zu finden, sondern die Insel von Grund auf neu zu strukturieren.
Es braucht gemäss Locher neue Strukturen: «Das Inselspital befindet sich in einer existenziellen Krise. Es geht nicht darum, einen CEO zu finden, sondern die Insel von Grund auf neu zu strukturieren.» Und dies gehe nicht ohne Eingriff des Staates: «Die einzige Lösung ist ein Interimsmanagment von mehreren Jahren aus Leuten, die aufräumen.» Erst so könne ein Neubeginn gelingen.
Darum kritisiert Locher, dass die Personalsuche «im kleinen Kreis geschehe». Denn: «Es geht um die Zukunft unseres Universitätsspitals.»
Interimsleitung bleibt länger, wenn nötig
Seit dem Abgang von Uwe E. Jocham und Urs P. Mosimann ist der frühere Rektor der Universität Bern, Christian Leumann, Interimsleiter der Inselgruppe, zusammen mit Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver.
Beim Amtsantritt von Leumann hiess es, er übernehme die Interimsleitung maximal ein Jahr. Nun schreibt die Insel-Medienstelle auf Anfrage: «Wenn es die Situation erfordert, wird er länger bleiben.»
Die Suche nach einer Person für den Chefposten geht also weiter. Wie lange noch? «Wir werden erst eine Wahl durchführen, wenn uns eine Person ganz überzeugt», so die Medienstelle. Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver wollte sich zur Personalsuche nicht äussern.