Welche Lockerungen zieht der Bundesrat in Erwägung? Das Covid-Zertifikat spielt beim nächsten Lockerungspaket eine zentrale Rolle. Der Nachweis für Geimpfte, Getestete und Genesene soll beispielsweise als Bedingung für Grossanlässe gelten. So sollen ab Ende Juni 3000 Besucher in Innenräumen und 5000 Personen draussen mit Zertifikat an Veranstaltungen teilnehmen können. Auch für den Einlass in Diskotheken und Klubs ab Ende Juni soll das Covid-Zertifikat Pflicht sein. Ausserdem soll die Maskenpflicht im Freien, am Arbeitsplatz und in Schulen aufgehoben werden. In Restaurants sowie Sport und Kultur in Innenräumen soll die Personenkapazität erhöht werden.
Was sagen die Kantone und Verbände zu den Lockerungen? Die Ostschweizer Kantone begrüssen die geplanten Lockerungen, fordern jedoch einfachere Regeln. Die Regierungen von St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und Thurgau sind der Meinung, dass die unterschiedlichen Vorgaben in Bezug auf die Kapazitätsgrenze oder Quadratmeterzahlen unübersichtlich seien. Ausserdem verlangt die Schwyzer Regierung, dass auf eine Personenbeschränkung in Restaurants verzichtet wird. Diese Meinung teilt auch der Branchenverband Gastrosuisse, der eine Personenerhöhung von vier auf sechs Gäste pro Tisch zu zögerlich findet.
Die Berner Kantonsregierung fordert ein Ende aller Massnahmen bis Ende September. Dies begründet sie mit dem überraschend hohen Nein-Anteil zum Covid-19-Gesetz. Der Schweizerische Gewerbeverband verlangt ausserdem die Aufhebung der «besonderen Lage» per 1. Juli.
Was sagen die Kantone zur Rolle des Covid-Zertifikats? Der Kanton Thurgau begrüsst den Einsatz des Covid-Zertifikats für Grossveranstaltungen, weist aber auf die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft hin. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden spricht sich für die Abschaffung der Maskenpflicht sowohl an Grossveranstaltungen als auch Discos aus. Auch der Nachbarkanton Appenzell Innerrhoden ist der Meinung, dass bei Veranstaltungen mit Zertifikatspflicht auf weitere Massnahmen verzichtet werden kann. Basel-Landschaft weist darauf hin, dass die Zertifikatspflicht für die betroffenen Organisationen eine zusätzliche administrative Belastung bedeute. Der Aargau geht einen Schritt weiter und möchte die Zertifikatspflicht auf Innenbäder und Wasserparks ausweiten.
Was sagen die Veranstalter zur Zertifikatspflicht? Die Schweizer Bar- und Clubkommission (SBCK) wehrt sich dagegen. Sie ist der Meinung, dass die Durchführung von Tanzveranstaltungen ohne Zertifikatspflicht, dafür mit Maskenpflicht, Personenbeschränkung und Contact Tracing möglich sein muss. Falls der Bundesrat an der Zertifikatspflicht festhalten sollte, dann müssten andere Einschränkungen wie die Kapazitätsgrenze aufgehoben werden.
Was sagen Kantone und Verbände zum Homeoffice? Kantone wie St. Gallen, Aargau, Zürich, Thurgau und Appenzell Ausser- sowie Innerrhoden sprechen sich für eine Aufhebung der Homeoffice-Pflicht ohne Auflagen aus. Auch für den Schweizerischen Gewerbeverband ist das Festhalten an der Homeoffice-Pflicht nicht nachvollziehbar. Für den Arbeitgeberverband ist das aufwendige Testkonzept als Alternative zum Homeoffice unverhältnismässig.