- Das Parlament will mit den Bestimmungen schneller zum «Netto Null»-Ziel 2050 als es mit der Gletscher-Initiative möglich wäre.
- Der Ständerat hat den Gesetzesentwurf aus dem Nationalrat in den Grundzügen gutgeheissen.
- Zur Debatte standen das Gesetz über die Ziele im Klimaschutz und Fördermassnahmen.
Ausgearbeitet hat die Vorschläge die Umweltkommission des Nationalrates. Dieser hat im Sommer zugestimmt. Der Ständerat hiess die Gesetzesvorlage mit 39 zu vier Stimmen gut und nutzte das Momentum für eine Solar-Offensive.
Solarzwang für neue Gebäude
Der Ständerat will einen Solarzwang für neue Gebäude und erleichterte Bewilligungen für Fotovoltaik-Grossanlagen auf freien Flächen in den Bergen. Dazu schuf er auf Antrag von Beat Rieder (Mitte/VS) eine zusätzliche Vorlage. Die Mehrheit wollte das Momentum zugunsten von mehr inländischem Winterstrom nutzen. Dieses ohne Gegenstimme verabschiedete «Gesetz über dringliche Massnahmen zur kurzfristigen Bereitstellung einer sicheren Stromversorgung im Winter» sollen die Räte nach dem Willen des Ständerats getrennt vom indirekten Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative behandeln, in der laufenden Session bereinigen und für dringlich erklären.
«Ohne diese Abspaltung verlieren wir das Momentum für eine kurzfristige Mehrproduktion», sagte Rieder. Der Plan ist, dass das neue Gesetz nach der Herbstsession in Kraft tritt und bis Ende 2025 gilt. Danach soll es vom Mantelerlass zur Energie- und Stromversorgung abgelöst werden, den das Parlament zurzeit berät.
Alpine Fotovoltaik-Anlagen will der Ständerat schnell voranbringen, mit einer einmaligen Vergütung von 50 bis 60 Prozent vom Bund an die Investitionskosten und einer beschleunigten Bewilligung. Bedingung ist, dass die Anlage jährlich mindestens zehn Gigawattstunden Strom liefert, davon mindestens 45 Prozent im Winterhalbjahr.
Und es muss schnell gehen: Ende 2025 müssen die Anlagen mindestens teilweise am Netz sein. Auch Energieministerin Simonetta Sommaruga hiess das Vorgehen gut. «Wir kommen in der Energiepolitik nur weiter, wenn alle bereit sind, einen Schritt aufeinander zu tun», sagte sie und plädierte für ein Signal an die beunruhigte Bevölkerung.
Weit weniger zu reden gab im Rat der indirekte Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative. Während diese auf Verbote und einen Absenkpfad in der Verfassung setzt, will das Parlament mit im Gesetz verankerten konkreten Verminderungs- und Etappenzielen die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen auf «Netto Null» im Jahr 2050 erreichen.
Ständerat heisst Verminderungsziele gut
Mit den Verminderungszielen war die Mehrheit der Umweltkommission des Ständerats (Urek-S) einverstanden. Bis 2040 müssen die Emissionen gegenüber 1990 um 75 Prozent zurückgehen, so weit als möglich durch die Reduktion des Treibhausgas-Ausstosses im Inland. Bund und Kantone müssen spätestens bis 2050 Speicher für Kohlestoff im In- und Ausland bereitstellen, damit das «Netto Null»-Ziel erreicht werden kann.
Zwischenziele sollen gemäss Nationalrat auch für die Hausbesitzer, den Verkehr und die Industrie gelten.
Finanzhilfen bewilligt
Wie der Nationalrat bewilligte der Ständerat insgesamt 3.2 Milliarden Franken für ein Impulsprogramm für den Ersatz fossiler Heizungen und Sanierungen sowie für ein Förderprogramm zugunsten neuer Technologien. Das erste Programm soll über zehn Jahre zwei Milliarden Franken erhalten, das zweite über sechs Jahre 1.2 Milliarden Franken.